IL.
DER MARKT VON LÜBECK
TOPOGRAPHISCH-STATISTISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUR
DEUTSCHEN SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSGESCHICHTE
Mais ce n’est pas aux villes de
second ordre, qu’il faut demander le
secret des origines de la vie urbaine.
[1] importe, au contraire, et il importe
au plus haut point, d’etudier celle-ci
a ses sources memes, c’est-A-dire dans
les grandes cit&s mercantiles.
H. Pirenne.
INHALT: I. Quellen und Methode der topographischen Aufzeichnung —
IL. Entwicklung der Eigentumsverhältnisse und ihre rechtsgeschichtlichen
Ergebnisse — III. Wirtschaftsgeschichtliche und statistische Fest-
stellungen — IV. Die Gewerbe auf dem Markt. Marktzwang? Auflösung der
Marktorganisation. Der Markt als Sitz der Verwaltung — V. Schluß-
betrachtungen — Nachwort (1927) — Anhang: Tabellen I--II.
1.
In einer bestimmten Reihenfolge sind die historischen Quellen zur Er-
Schließung der älteren Geschichte Lübecks nutzbar gemacht worden. Zu-
nächst hielt man sich an das, was die literarischen Quellen, die Chroniken,
zu berichten wußten. Dann zog man Quellen rechtlicher Art hinzu: Stadt-
vechtsaufzeichnungen und die Urkunden; mit Vorliebe solche dispositiver
Art: die Privilegien. Bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts blieb aber gerade
für die Kenntnis der inneren Verhältnisse der Stadt bei der geringen Zahl
der Urkunden die Ausbeute doch recht bescheiden. Endlich begannen die
Stadtbücher, die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich zu lenken. Pauli
ınd Rehme haben Eintragungen aus ihnen auch der weiteren Forschung
zugänglich gemacht. Als einzelne Proben konnten solche Eintragungen aber
nur für die Jahre ihrer Entstehung als gelegentliche wertvolle Einzelzeugnisse
historischer Art dienen; und da das älteste erhaltene Oberstadtbuch, d. h.
das Grund- und Rentenbuch, erst 1284 beginnt, schien für die Frühzeit der
Stadt aus den Oberstadtbüchern kaum etwas zu gewinnen zu sein.
Ein überraschend höherer Wert dieser Quelle auch für die städtische
Frühzeit ergab sich in dem Augenblick, als nicht mehr einzelne, scheinbar
oesonders interessante Eintragungen des Oberstadtbuches hier und da
einmal hervorgezogen wurden, sondern als das Ziel, eine statistische und
lopographische Erfassung der Gesamtheit der vorhandenen Eintragungen.