Full text: Entwicklungsbedingungen und Aufgaben der modernen Wirtschaftstheorie

scheidende Kriterium jeder wirtschaftsgeschichtlich nachweisbaren 
vorteilhaften Entwicklung zu neuer materieller Wirtschafts— 
verfassung: Steigerung des Produktivitätsgrades 
der Wirtschaft. (Eine Steigerung, die im übrigen vielleicht 
begleitet sein könnte von einer wirklich zweckbewußten, wirt— 
schaftspolitisch einwandfrei orientierten sozial- und kultur— 
politischen Beeinflussung des Wirtschaftsablaufes, ohne daß 
es hierbei zu einer Drosselung und Hemmung der frei gestal— 
tenden und aufbauenden Kräfte des Wirtschaftslebens kommt.) 
Der Staat hat also im ersteren Sinne nur ergänzend ein— 
zugreifen, er hat aber darüber hinaus die Aufgabe, zweck— 
mäßige Beeinflussung des Wirtschaftsablaufes auch von sich 
aus dort wahrzunehmen, wo er, ohne wertvolle selbständig 
gestaltende Kräfte des Wirtschaftslebens zu unterbinden, Regelun— 
gen treffen kann, die ebenfalls zu einer Steigerung der wirtschaft— 
lichen Produktivität, oder zu einer Besserung der Wirt— 
schaftslage führen. Aufgaben, wie sie heute schon zahlreich 
auf dem Gebiete der Verkehrspolitik, des Siedlungswesens, der 
Handelspolitik u. a.m. vorliegen. Selbst dann, wenn etwa die 
Entwicklung in die Richtung eines Staatssozialismus 
einerseits oder in die Richtung eines ausgesprochenen Industrie— 
feudalismus andererseits abgebogen würde, vermöchte sich an 
der Vielzahl der wachsenden wirtschaftspolitischen Belange des 
Staates wenig zu ändern. 
Wir Volkswirtschaftler jedoch sind jedenfalls schon durch 
die Gegenwart und die absehbare Zukunft des Wirtschafts— 
zustandes, in dem wir uns befinden, vor die Lösung bedeut— 
samer Fragen gestellt. Die eine der früher besprochenen Kom— 
ponenten, der Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Wirt— 
schaftslehre, ringt eben nach Geltung: 
In einer Zeit, in der man in steigendem Maße das 
ursprünglich recht bequeme Organisationsprinzip der freien 
Konkurrenz aufgibt, in einer Zeit, in der man von unten her 
aus der Wirtschaft selbst, und ergänzend von oben her, seitens 
des Staates, ständig zunehmend in den Wirtschaftsablauf ein— 
greift und die Bewegung der wirtschaftlichen Kräfte vernunft— 
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