142
ökonomie und ihre Gegner.‘ Es ist noch heute ebenso lesenswert. wie
zur‘ Zeit seines Erscheinens. Denn die Richtigstellungen, die es an
herrschenden Meinungen vornimmt, sind heute noch ebenso am Platze
wie damals. Der Inhalt der kleinen Schrift ist dieser: Schüller
sucht den Nachweis zu führen, daß die Ansichten, die über die
„klassische“ Nationalökonomie verbreitet sind, im wesentlichen sich
als falsch erweisen. Man wirft dieser teils Lehrmeinungen vor, die sie
nie vertreten hat, teils hat man die Absichten jener Nationalökonomie
gründlich mißverstanden. In der Tat laufen die Versuche der hetero-
doxen Nationalökonomie, die Lehre der Klassiker wissenschaftlich
zu widerlegen auf diese beiden Irrtümer hinaus: man schiebt diesen
siwas unter, was sie gar nicht gemeint haben oder (bezugsweise: und)
mißversteht, was sie behauptet haben. Die Stelle, wo die Orthodoxie
angreifbar ist, hat man dagegen nicht gefunden,
Wenn ich im folgenden, in Anlehnung an die Schüllersche Schrift,
deren Inhalt ich durch eigene Zutaten nicht unwesentlich ausgeweitet
habe, den Versuch mache, den Windmühlenkampf zu schildern, den
lie heterodoxe Nationalökonomie gegen die klassische, sogenannte
„abstrakte“ Lehre geführt hat, so leiten mich dabei nicht sowohl
lehrgeschichtliche als vielmehr methodologische Interessen. Die Auf-
zählung der Fehlurteile in dieser mißlungenen Kritik ist für die rich-
ige Auffassung vom Wesen der Nationalökonomie, der wir uns nun all-
mählich nähern, von grundlegender Wichtigkeit. Ich stelle die sechs
schwerstwiegenden Vorwürfe zusammen, die man gegen die orthodoxe
Schule erhoben hat, und versuche nachzuweisen, daß alle sechs un-
berechtigt waren. Die Kritik, deren Berechtigung ich nachprüfe, geht
schon von den deutschen Romantikern und allen katholisierenden
Schriftstellern aus (jetzt auch wieder von „Neu-Romantikern“, wie
aamentlich Othmar Spann), vor allem aber von den Vertretern der
sogenannten „historischen Schule“, deren Geburtsland ja Deutschland
ist, die sich dann aber auch über andere Länder verbreitet hat.
ı. Vorwurf des Materialismus, des Chrematismus, der
Rechenhaftigkeit. Ihn erhebt schon Adam Müller, wenn er
schreibt1: „Aber ‚diejenigen Wesen, deren Vereinigung zu einem har-
monischen Ganzen wir soeben beschrieben haben, sind aus dem Stand-
1 Adam Müller, Gesammelte Schriften. 1839. S. 52ff. und 66.