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ist aber in den allerseltensten Fällen Naturwein gewesen,
denn es werden für diesen Zweck hauptsächlich gezuckerte
Weine, die einen höheren Alkoholgehalt aufweisen, besonders
solche, die den gesetzlichen Grenzzahlen nicht mehr ent
sprechen oder stichige Weine, die nicht mehr für Trink
zwecke verwendbar und im Preise sehr billig sind, oder
Tresterweine verwendet.
Von einer deutschen Naturweinbrennerei kann man
nach diesen Tatsachen nicht mehr sprechen, und als Cognac
aus deutschem Naturwein, der lediglich durch Alter seine
Qualität erhalten hat, ist nichts in den Verkehr gekommen.
Es ist nun die Frage, ob deutscher Naturwein zur
Cognacbrennerei verwendbar ist?
Nach meinen langjährigen Erfahrungen in der Praxis
sowie auf Grund der eingehenden Versuche im chemischen
Laboratorium des Herrn Ceheimrat Professor Dr. Zuntz
in der Königlich Landwirtschaftlichen Hochschule unter
der Mithilfe seines Assistenten, des Herrn Dr. Cronheim,
dem ich bei dieser Gelegenheit für seine Mitarbeit meinen
besonderen Dank ausspreche, ist es aber keinem Zweifel
mehr unterlegen, daß auch aus dem sauren deutschen
Naturwein ein bouquetreicher, eleganter Weinbranntwein,
der einem guten Cognac an Qualität nicht nachsteht, zu
gewinnen ist.
Ein Wein, der zur Branntweinherstellung verwendet
werden soll, muß gesund und reintönig sein, er muß nor
malen Mineral- und Extraktgehalt und etwa an Zahl doppelt
soviel pro Mille Säure wie Prozent Alkohol haben.
Der Wein wird möglichst bald nach beendeter Gärung
destilliert und die während der Gärung gebildete Hefe mit
zur Destillation genommen, da diese dem Destillat einen
Teil des Aroma durch ihren Gehalt an Önantäther zuführt.