Full text: Die englische Agrarenquete von 1913

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Zweiter Teil. 
1775). b) Das Recht, auf der Allmende Vieh zu weiden und Holz zu 
schlagen, was oft den in ganz kleinen Verhältnissen Lebenden in die Lage 
versetzte, 2—3 Kühe zu halten, c) Heimarbeiten wie Spinnen, Weben 
und andere Beschäftigung für ihn und die Familie bei zeitweise 
mangelnder Landarbeit. 
„Das Entscheidende für den Dorfcharakter des 18. Jahrhunderts — 
schreibt Prof. Hasbach in seiner Geschichte des englischen Landarbeiters — 
war die Vollkommenheit der sozialen und ökonomischen Übergänge. Das 
Kleinbürgertum bildete das Zwischenglied zwischen den großen Grund 
besitzern und den wohlhabenden Bauern, die ihrerseits die Zwischen 
stufe zwischen dem höheren Bürgertum und den größeren Lehnsleuten 
und Pächtern vorstellten. Letztere gingen über in die fteineren Leute: 
Bauern, Lehnsleute und Kleinpächter. Damals gab es keine Proletarier 
klasse, einzig vom Lohne abhängig und ohne Aussicht, ihre Kinder auf 
steigen zu sehen." 
So existierte tatsächlich eine gangbare lückenlose Leiter von der 
niedrigsten bis zur höchsten Stufe der Landbewohnerschaft. 
In späterer Zeit ist England mehr als irgendein anderes Land 
Europas ein Land der Pachtungen von über 20 ha, im Gegensatz zu den 
Small Holdings, geworden. Mehr denn eine halbe Million Arbeiter, 
meist ganz ohne eignes Land, sind im Dienste der Farmer. Von den 
ca. 11000000 ha Land unterm Pflug in England und Wales nehmen ein 
die Besitzungen von 
0,4— 2 ha 
1 % der Fläche 
2— 20 „ . 
. 15% „ „ 
20—120 „ . 
• 59% „ 
über 120 „ 
- 25% „ „ 
Ca. 3 Millionen Hektar sind also in 
der Hand großer Pächter dagegen 
nur ca. IV2 Millionen in der Hand von Bauern und nur etwas über 
1 Million in der Hand kleiner Leute. Der landwirtschaftliche Arbeiter 
hat an den Allotments nur einen kleinen Anteil, der größere entfällt 
auf kleine Geschäftsleute und Handwerker. 
Wieder und wieder tritt uns die aussichtslose Zukunft des Arbeiters 
entgegen. Die Unmöglichkeit, jemals ein eigenes Stückchen Land zu 
besitzen, treibt die meisten jungen unternehmungslustigen Leute in die 
Stadt oder die Kolonien. Meist wird diesem Umstand größere Wichtig 
keit beigemessen als der Schwierigkeit, den Kindern auf dem Lande eine 
bessere Erziehung zu verschaffen.
	        
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