Full text: Staatspapierkurs und Versicherungsgesellschaften

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zeugt ist, daß er meint, ihnen müßte jede wirtschaftliche Ent 
wicklung gehorchen, mag diese auch durch noch so gewaltige, 
internationale Triebkräfte, die jeder Beeinflussung spotten, her 
vorgerufen sein. Wer sehen will, dem wird schon die Beobach 
tung, daß der Staatspapierkurs sich ständig weiter gesenkt hat, 
bis er am 23. Juli 1912 mit 77,50% für die 3%ige deutsche 
Reichsanleihe einen noch nie gesehenen Tiefstand erreichte, 
die Augen dafür öffnen, daß auf dem Wege der Zwangskäufe 
nicht die geringste Besserung oder Befestigung der Staatspapier- 
Börsenpreise zu erwarten ist- Denn dieses ständige Zurück 
weichen der Kurse erfolgte, obwohl schon seit Jahren verschie 
dene Kapitalanlagevorschriften in Kraft sind und Gesetzes 
vorlagen zur Beratung stehen, durch die die Reihe der Zwangs 
käufer vergrößert werden soll. Hieraus geht hervor, wie die 
Börse, von der man annehmen sollte, daß sie sich ein Urteil 
über die Aussichten derartiger Maßnahmen bilden kann, diese 
bewertet. Das Urteil dieser feinfühligen Wirtschaftsinstitution 
fiel vernichtend aus! 
Es wurden also Schritte unternommen und werden andere 
geplant, die vollständig umsonst sind, Maßnahmen ergriffen 
oder erwogen, denen nach der ganzen Sachlage nicht der ge 
ringste Erfolg beschieden sein kann. Ganz nutzlos werden 
einer Reihe von Vermögensverwaltungsstellen mehr oder minder 
schwere Opfer auferlegt. Obwohl man erkennt, daß eine grund 
legende Besserung überhaupt nicht erzielt werden kann, schickt 
man sich an, in dem Glauben, etwas tun zu müssen, einer Reihe* 
von Wirtschaftszweigen und damit der gesamten deutschen 
Volkswirtschaft einen heute in seiner Größe noch unüberseh 
baren Schaden sinn- und zwecklos zuzufügen.
	        
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