Schluß.
Am Schlüsse dieser Studie erscheint es mir angebracht, einen kurzen
Überblick über die Situation in Ostasien zu geben. Der Verlauf des
Krieges war bisher für Japan günstig, und Japan würde auch finanziell
sehr wohl noch in der Lage sein, ihn fortsetzen zu können. Jedenfalls
aber wird Japan nach einem glücklichen Abschluß dieses Krieges alle
Gewahr haben wollen, um einen langdauernden Frieden in Ostasien
sicher stellen zu können; die Kosten dieser Garantie sind eben von
Rußland im vollsten Maße zu tragen, denn dieser Staat war es, welcher
das latente Gleichgewicht in Ostasien gestört hat. Wenn nun auch
Japan seine Interessensphäre auf Korea und die Mandschurei ausdehnen
wird, so bedeutet dies — wie ich bereits abführte — trotzdem nicht
die Ausschließung des europäischen und amerikanischen Handels in jenen
Gebieten. Andererseits aber stärken die Japaner durch diesen Krieg
ihre Macht imö ihr Ansehen in Ostasien so bedeutend, daß es in Zu
kunft ausgeschlossen erscheinen dürfte, in offener Gegnerschaft zu Japan
auf dem ostasiatischen Markte irgendwie Fuß fassen zu können. Wer
in Ostasien wirtschaftliche Interessen zu wahren und zu schützen hat,
erreicht dies in Zukunft am sichersten und mit dem geringsten Kosten-
aufwande, wenn er dort als Verbündeter Japans auftreten kann. Japan
dagegen wird solche Bnndesgenossenschaften stets zu schätzen wissen und
ist jedenfalls weit entfernt davon, Annäherungen in diesem Sinne etwa
zurückzuweisen. Andererseits wiederum soll man in Europa und Amerika
die Japaner nicht überschätzen, sie bilden keine gelbe Gefahr für den
ostasiatischen Handel, ebensowenig aber auch sind sie eine unfähige
Nation. Sie wissen ihre natürlichen Vorteile der geographischen Lage,
der genauen Kenntnis ostasiaüscher Verhältnisse, der Sitten und Sprach
verwandtschaft ganz genau einzuschätzen und sie der erfahreneren
Handelstüchtigkeit, der höheren Technik, der feineren Organisation des
europäischen oder amerikanischen Wirtschaftskörpers in genau abgewägtem
Maße entgegenzustellen. Sie erkennen den Unterschied zwischen den
eigenen Fähigkeiten und denen der Fremden, aber sie wissen auch, wie weit
sie selbst in der Lage sein werden, in Zukunft dieses Niveau von Leistungs-