Bienenhonig.
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11. Nachweis von Verfälschungen, insbesondere von Stärkesirup und -zucker.
Der Nachweis der Verfälschungen des Honigs mit Stärkezucker und Stärkesirup ist
sehr unsicher, da in den Königen Dextrine nachgewiesen sind, welche mit denen
des Stärkezuckers und Sirups gleiche Eigenschaften besitzen.
Am wenigsten bewährt hat sich
a) das dialytische Verfahren von 0. Haenle, 1 ) wonach Honig-Dextrine
aller Art leicht dialysierbar sein sollen, die Dextrine des Stärkesirups oder -zuckers
aber nicht. Viele Nachprüfungen haben die Angaben Haenles bis jetzt nicht bestätigt.
b) Das Gärverfahren. Die ursprünglich zum Vergären des Honigs von
N. Sieben (1. c.) empfohlene Preßhefe hat sich ebenfalls nicht bewährt, weil sie
auch die Dextrine des Stärkezuckers und -sirups vergärt. Auch Bierhefe vergärt
letztere z. T., reingezüchtete Weinhefe (Saccharomyces ellipsoideus) dagegen kaum.
Für die Ausführung des Gärverfahrens soll man daher nur letztere verwenden.
25 g Honig werden in einem 300 ccm-Kolben mit 200 ccm einer Nährsalz
lösung 2 ) gelöst, letztere durch 1 / 4 -stündiges Kochen in einem Kolben mit Watte
verschluß sterilisiert und nach dem Erkalten mit 5 ccm einer dünnflüssigen, gär
kräftigen, reingezüchteten Weinhefe 8 ) versetzt.
Die Flüssigkeit wird bei einer Temperatur von 20—25° gehalten, bis die
Gärung —, meistens nach 24 bis 48 Stunden — beendet ist, alsdann abgekühlt, mit
Wasser auf 250 ccm gebracht, mit Tonerdehydrat oder nötigenfalls mit Bleiessig
und Natriumsulfatlösung geklärt und filtriert. Man polarisiert die Lösung entweder
direkt oder dampft 200 ccm auf 60 ccm ein und polarisiert diese im 200 mm-Rohr
hei 20°. Zeigt der Vergärungsrückstand eine erhebliche Eechtsdrehung, so ist er
durch Alkoholfällung auf Dextrine zu prüfen (vergl. unter d).
c) Das Verfahren von E. Beckmann, 4 ) welches darauf beruht, daß die
Dextrine des Stärkezuckers und -sirups, besonders deren Barytverbindung, durch
Methylalkohol leicht gefällt werden, die Dextrine der Naturhonige dagegen nicht.
Das Verfahren wird wie folgt ausgeführt;
Man bringt in ein Eeagensglas 5 ccm klare oder geklärte Honiglösung
(vergl. unter No. 3, S. 591), welche in 100 ccm 20 g — bei auftretenden geringeren
Fällungen 50 g — Honig enthält, versetzt dieselben mit 3 ccm einer Barytlösung,
'"'eiche 2 g Ba(OH) 2 8 ) enthält, und fügt zu der noch klaren Mischung auf einmal,
Uln ein Ansetzen des Niederschlages an die Wände zu vermeiden, 17 ccm Methyl-
*) 0. Haenle, Chemie des Honigs.
2 ) Die Nährlösung enthält:
Jl as ser 1500 ccm
Weinsäure 4,00 g
Amnaoniumnitrat 4,00 „
Anunoniumphosphat 0,60 „
Ammoniumsulfat 0,25
Kaliumkarhonat .
Kaliumsilikat . .
Magnesiumkarbonat
Eisensulfat . . .
Zinksulfat . . .
0,60 g
0,07 „
0,40 „
0,07 „
0,07
Auch kann ebenso einfach eine zuckerfreie Hefenabkochung als Nährlösung ver
wendet werden.
3 ) Dieselbe kann unter anderem durch Dr. Möslinger in Neustadt a. d. Hardt be-
2 °gen werden.
4 ) Zeitschr. f. anal. Chemie 1896, 85, 263; ferner Zeitschr. f, Untersuchung d. Nah-
Un gs- u. Genußmittel 1901, 4, 1065.
f . ") Die Barytlösung kann nach J. Wagner (vergl. Th. Paul, Untersuchungen über
8 - ab;tlon _i er t e Fällung. Habilitationsschrift. Leipzig 1894, S. 4) zweckmäßig mit Bernstein-
^ eingestellt werden, von der man vorher 1 Teil in 4 Teile siedende Salpetersäure von
spezifischem Gewicht eina-etraeen, 1 L Stunde gekocht, aus Wasser umkristallisiert
bei 60o getrocknet hat.
Landwirtschaftliche Stoffe, 3. Auflage. 38