Untersuchung der Schafwolle
Um Uber die Beschaffenheit der Wolle einer Schafrasse ein möglichst klares
und praktisches Urteil zu gewinnen, nimmt man die Untersuchung nach folgenden
Verfahren vor, welche hauptsächlich auf den Angaben von W. Henneberg, 1 )
E. Schulze und M. Märcker * 2 ) beruhen.
1. Probenahme am Tier. Die Proben sind unmittelbar vor der gewöhnlichen
Schurzeit, nachdem die Tiere kurz vorher in üblicher Weise gewaschen worden
sind, von mehreren Durchschnittstieren, und zwar von folgenden Stellen jedes
einzelnen Tieres je eine Probe zu nehmen: 1. vom Blatt, 2. von der Seite, 3. von
der Mitte des Kreuzabhanges, 4. vom Widerrist, 5. vom Hals dicht am Genick,
6. von der Mitte der Keule, 7. von der Mitte des Bauches. Die Proben von reich
lich 2,5 cm Durchmesser werden dicht an der Haut abgeschnitten, ohne Zerrung,
damit sie möglichst ihre natürliche Form behalten, sogleich in hinreichend weite
und lange, mit Stöpseln verschließbare Glasröhren von bekanntem Gewicht gebracht
und gewogen. Die Nummern des Versuchstieres und die Körperstelle, von welcher
die Probe herrührt, sind auf einer angeklehten Etikette zu notieren.
Wenn die Wolle auch auf ihre physikalischen Eigenschaften untersucht oder einem
geübten Sachverständigen zur praktischen Beurteilung vorgelegt werden soll, so sind von
jeder der angegebenen Stellen des Tieres noch zwei weitere Proben zu nehmen, und zwar
eine Probe unmittelbar vor der Wäsche, die andere unmittelbar vor der Schur, also die
letztere gleichzeitig mit den obigen für die chemische Untersuchung bestimmten Proben.
Diese weiteren Proben werden ebenfalls sofort eingekapselt und gewogen.
2. Herstellung einer Durchschnittsprobe für die Untersuchung. Man nimmt
jede von einer bestimmten Körperstelle herrührende Probe für sich in Untersuchung,
entweder von jedem einzelnen Tiere oder auch, indem man von den entsprechen
den Proben mehrerer Tiere gleiche Teile abwägt und auf solche Weise für jede
weitere Behandlung eine Durchschnittsprobe sich verschafft.
Sollen auch Proben von ungewaschener Wolle untersucht werden, so ist zunächst
jede einzeln zu wägen, darauf in einer kleineren Probe durch Trocknen bei 100° der
Wassergehalt zu bestimmen und das Übrige mit kaltem, weichem Wasser unter mäßigem
Drücken mit den Händen zu waschen, bis das Wasser klar abfließt, dann zu trocknen und
im lufttrooknen Zustande wieder zu wägen. Die weitere Behandlung wird ganz wie bei
der gewaschenen Wolle vorgenommen.
Zur chemischen Untersuchung der Wolle nehmen E. Schulze und M. Märcker
(1. c.) folgende Bestimmungen vor:
3. Feuchtigkeit. Die Wolle (etwa 20—30 g) wird in einer geräumigen Koch
flasche abgewogen, dann vollständig ausgetrocknet (am zweckmäßigsten, indem man
die Kochflasche in ein Gefäß mit siedendem Wasser eintaucht und einen Strom von
trocknem Wasserstoffgas durch dieselbe durchleitet). Der Gewichtsverlust gibt den
Gehalt der Wolle an Feuchtigkeit an.
*) Landw, Versuchs-Stationen 1864, 6, 366 und 498.
2 ) Journ. f. prakt. Chemie 1869, 108, 193,