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Einleitung.
Die letzten Jahrzehnte sind eine Zeit der Konzentration auf
sehr vielen Gebieten des Wirtschaftslebens, der Urproduktion wie
der Handelsbetriebe, gewesen. Die überlieferten Formen waren
oft für die gewaltig gesteigerten Ansprüche der modernen Volks
wirtschaft nicht gross, nicht elastisch genug; sie mussten fallen
und machten vollkommeneren oder wenigstens umfassenderen
Schöpfungen Platz. Besonders die neue Welt war der Boden,
auf dem weltbeherrschende Monopole erwuchsen. Es entstanden
die der älteren Volkswirtschaft ganz unbekannten Gebilde, die wir
jetzt als Interessengemeinschaften, Kartelle, Syndikate, endlich in
ihrer höchsten und festesten Form als Trusts bezeichnen.
Diese Entwicklung finden wir auf allen Gebieten des Wirt
schaftslebens wieder. Man denke, um nur einiges herauszugreifen,
an die grossartigen Zusammenschlüsse in der Elektrizitätsindu
strie, an die immer weiter durchgeführte Konzentration im Bank
gewerbe, an die neuerdings erfolgten riesenhaften Kartellierungen
und Syndizierungen im Montangewerbe (Stahl, Kupfer, Kohlen,
Kali u. s. w.); man denke, um wirkliche Trusts zu nennen, an den
Sugar Trust, den Cotton Oil Trust u. a. m.
Neben anderen nimmt die hervorragendste Stelle unter diesen
Formen modernen Grossbetriebes der Standard Oil Trust ein.
Er ist der erste eigentliche »Trust« und für die späteren ähnlichen
Bestrebungen vorbildlich gewesen. Er ist es auch, der noch jetzt
wohl die vollkommenste Organisation dieser Art darstellt. Be
günstigt, besonders in seiner Entstehungszeit, durch eine lokal
beschränkte Produktionsmöglichkeit, dann, als andere von ihm
nicht beherrschte Gebiete als Produzenten auftraten, durch die
bessere Qualität der von ihm vertriebenen Ware, hat er es ver
standen, länger als ein Vierteljahrhundert hindurch nicht nur in
dem ersten und hauptsächlichsten Produktionslande selbst die
Zeitschrift für die ges. Staatswissensch. Ergänzungsheft 20. I