20
für die zollvereinsländischen Produkte mit denen für die Pro
dukte Englands und Belgiens die Ausschließung unseres Ge
werbefleißes von dem französischen Markt verhindert und dem
deutschen Export ein neues wertvolles Gebiet eröffnet;
3. daß es demnach die wirtschaftlichen Interessen des
deutschen Volkes auf das Schwerste verletzt, wenn der von po-
politischen Tendenzen und monopolistischen Interessen ge
tragene Widerstand einzelner Zollvereinsstaaten die Durch
führung des Vertrags noch länger verzögert.“
Am 20. Oktober 1862 hielt Bismarck seine erste Rede
als Ministerpräsident im Landtage. Er trat im Herrenhause
für die Durchführung des deutsch-französischen Handelsver
trages ein, der er im Notfall sogar die Zollvereinsverträge
opfern würde. Und am 13. Oktober wurde der Landtag mit
folgenden Worten der Regierung entlassen: „Unter den vor:
gelegten Verträgen ist der mit Frankreich abgeschlossene
Handels- und Schiffahrtsvertrag von hervorragender Wichtig
keit. In der einmütigen Zustimmung, welche Sie demselben,
sowie dem Gesetze über die Eingangs- und Ausgangsabgabe
erteilt haben, erkennt die Regierung eine Bürgschaft dafür,
daß die wirtschaftlichen Grundsätze, auf welchen der Vertrag
beruht, fortan die Grundlage der Handelspolitik Preußens
bilden werden. Diese in der Notwendigkeit des freier. Verkehrs
begründete Politik ist dem preußischen Staate durch seine
Interessen und seine Tradition vorgezeichnet.“
Man sieht also, wie damals die Regierung keinen An
stand nahm, die liberale Handelspolitik dadurch zu empfehlen,
daß sie ihre Übereinstimmung mit den Traditionen des preu
ßischen Staates anerkannte. Bismarck hatte denn auch seine
ganze Energie für die Durchführung des Vertrages eingesetzt,
den er schon als Gesandter in Paris lebhaft befürwortet hatte.
Er ließ die sich noch sträubenden Zollvereinsstaaten darüber
keinen Augenblick im Zweifel, daß sie nur die Wahl hätten
zwischen dem Austritt aus dem Zollverein und der Annahme
des Vertrages. So entstand die Krisis des Zollvereins, die meh
rere Jahre währte. Erst als die deutschen Staaten von Öster
reich, das endlich auf die Zolleinigung verzichtete, im Stich
gelassen waren, gaben sie ihren Widerstand auf und Unter
zeichneten im Jahre 1864 den mit Frankreich vereinbarten