Full text: Bremens Warenhandel und seine Stellung in der Weltwirtschaft

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Deutlicher wird dies noch, wenn man die Union als das 
Hauptproduktionsland der Baumwolle allein betrachtet. Da redet 
die obige Tabelle mit unbarmherziger Klarheit. Die Einfuhr 
Bremens ohne Baumwolle aus der Union, die noch 1888 diejenige 
Hamburgs weit übertraf, ist seitdem absolut zurückgegangen. Die ^ 
Einfuhr Hamburgs dagegen hat sich während desselben Zeit 
raumes vervielfacht, ist um rund 450 Millionen Mark gestiegen 
und jetzt mehr als fünf Mal größer als die bremische! 
Es betrug Bremens transatlantische Gesamteinfuhr 
1907; 989554000 Mk. und 1908: 932826000 Mk., 
seine gesamte außerdeutsche Einfuhr überhaupt 
1907: 1 220931 000 Mk. und 1908: 1 129367000 Mk. 
Demnach betrug der Prozentsatz der Baumwolleinfuhr aus Nord 
amerika von der Einfuhr aus außerdeutschen Ländern überhaupt 
1907: 42,7% und JQ 08 : 48,7% 
und von der transatlantischen Einfuhr allein 
1907: 52,7% und 1908: 58,9%! 
Es liegt auf der Hand, wie empfindlich das Wirtschaftsleben 
des ganzen Freistaates leidet, wenn der glatte Umschlag seines 
Hauptstapelartikels gestört wird. Dabei braucht man nicht ein 
mal an die schlimmste Möglichkeit zu denken, an die Sperrung *. 
oder ein erhebliches Nachlassen der nordamerikanischen Einfuhr, 
sei es durch Blockade, durch einen Zollkrieg, durch Verspinnung 
eines größeren Teils der Ware in der' Union selbst, sei es durch 
Mißwachs mehrerer aufeinanderfolgender Ernten oder Verschiffung 
anderswohin. Schon ein einziger großer Spekulant kann den 
ganzen Weltmarkt in Aufregung versetzen und die Fallissements 
der bedeutendsten Häuser verursachen. Dabei wendet sich das 
amerikanische Großspekulantentum der Baumwolle neuerdings 
entschieden lebhafter zu. Wie viel leichter wird eine solche 
Störung ertragen, wenn die Krise, die den Handel mit einem 
Artikel erschüttert, durch Florieren anderer Handelszweige aus 
geglichen oder wenigstens gemildert werden kann! Wie unend 
lich ist da Hamburg überlegen! Dessen Interessen haben starke 
Wurzeln in allen Teilen der Welt. Sein Handel ist bei weitem 
nicht so einseitig, so auf einen einzigen oder einige wenige # 
Stapelartikel gestützt wie derjenige Bremens; er ist vielseitiger, 
internationaler, großzügiger — gesunder; sein Hauptartikel, Kaffee, 
macht dem Werte nach nur 8—12°/ 0 der Gesamteinfuhr aus. 
Auch im Verkehr mit der Union tritt diese Verschieden 
heit zutage. Außer Baumwolle führte Bremen 1908, dem Jahre
	        
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