Alizarinorange
Alizarin 11
Düngemittel empfohlen wird. Die dem Mittel
nachgerühmte Wirkung, den atmosphärischen
Stickstoff zu binden, ist von anderer Seite be
stritten worden.
Alizarin (Krapprot, Lizarinsäure, frz. und
engl. Alizarine) heißt der Hauptfarbstoff der
früher besonders in Frankreich angebauten
Krappwurzel, von deren orientalischer Be
zeichnung (Alizart) sein Name abgeleitet ist.
Das A. findet sich in der Wurzel nicht fertig
gebildet vor, sondern in Form eines Glykosides,
der Ruberythrinsäure, welche bei der Behand
lung mit Säuren öder durch freiwillige Fermen
tation in Zucker und den Farbstoff zerfällt.
E)as so erlangte Produkt enthält neben A. noch
einige verwandte Substanzen, wie Isopurpu
rin und Flavopurpurin und wird als „grü
nes A. bezeichnet. Seine Bedeutung für die
Industrie war in dem Augenblicke vernichtet,
als Graebe und Liebermann r868 nachwie
sen, daß A. ein sauerstoffhaltiges Derivat des
Anthrazens sei, und ein Verfahren zur künst
lichen Darstellung entdeckten. Das Ausgangs
material der Fabrikation ist das Anthrachi-
non, welches aus .dem gereinigten Anthrazen
des Steinkohlenteers durch Oxydation mit
Chromsäuremischung gewonnen und durch Er
hitzen mit rauchender Schwefelsäure in Anthra-
chinonmonosulfosäure übergeführt wird. Die
letztere liefert bei mehrtägigem Schmelzen mit
Ätznatron und etwas Kaliumchlörat bei 180 bis
200° unter Druck das Nätriumsalz des Oxy-
anthrachinons (Alizarin), C(,H,(CO J 2 C„H 2 (OH) !! ,
welchem wechselnde Mengen des aus gleich
zeitig gebildeter Disulfosäure entstandenen Iso-
und Flavopurpurins beigemischt sind. Aus der
Schmelze wird durch Salz- oder Schwefelsäure
das A. als .gelber, flockiger Niederschlag aus
gefällt. In dieser Form, d. h. als eine feuchte,
io- bis 15 0/0 ige Paste gelangt es direkt zum Ver
kauf, weil es durch Trocknen an Brauchbarkeit
verliert. Die Paste muß vor Frost geschützt
werden. Nach einem neueren Verfahren stellt
man das A. auch, ohne erst die Sulfosäure zu
bilden, durch direktes Verschmelzen des An-
thrachinons mit Ätzkali unter Zusatz von Oxy
dationsmitteln her, oder man gewinnt es durch
Elektrolyse eines Gemisches von Anthrachinon
mit Ätzkali. Das chemisch reine A. ist ein ver
schieden getöntes gelbes Pulver, welches aus
Alkohol in langen, glänzend durchsichtigen Na
deln von dunkelgelber Farbe kristallisiert. Die
Kristalle verlieren bei ioo° ihr Kristallwasser,
schmelzen bei 290 0 und sublimieren unzersetzt.
Die Substanz ist fast unlöslich in kaltem, schwer
löslich in heißem Wasser, leicht löslich in Al
kohol, Holzgeist, Äther und Eisessig mit gelber
Farbe, in Alkalien mit blauvioletter Farbe. Sei
ner Konstitution entsprechend, verhält sich das
A. wie eine schwache Säure. Es liefert mit
Basen Salze (Krapplacke) und wirkt sonach
als Beizenfarbstoff. Die Verbindungen mit Kalk
und Baryt sind blau, mit Alaun und Zinnsalz
rot, mit Eisenoxydul schwarzviolett und mit
Chromsalzen bordeaux bis violettbraun. Die im
Handel vorkommenden Fabrikmarken enthalten
neben Alizarin meist wechselnde Mengen Iso
purpurin und Flavopurpurin und werden bei
überwiegendem Gehalt an letzterem Alizarin-
Gelbstich, gegenüber dem aus reinem A. be
stehenden A.-Blaustich genannt, außerdem
aber meist noch durch Buchstabenbezeichnung
unterschieden. Vorwiegend aus Isopurpurin be
stehen die Marken; GD, SX undRX; aus Flavo
purpurin: Gl, RG, SDG und X; Mischungen
beider sind RN, RA und RR. Das A. findet in
Färberei und Zeugdruck ausgedehnte Anwen
dung, und zwar für ersteren Zweck besonders
das isopurpurinhaltige (daher Alizarin für
Färberei), für letzteren mehr das flavopurpu-
rinhaltige Produkt (A. f. Druckerei). Es ge
hört, weil auf der Faser gebunden, zu den be
ständigsten und lichtechtesten I‘ arbstoffen und
bildet vor allem die Grundlage der Türkisch
rotfärberei. Die Synthese des künstlichen Ali-
zarins ist das klassische Beispiel für die volks-
wirtschaftlicheBedeutung chemischer Forschung.
Sie hatte als unmittelbare Folge die Vernich
tung der blühenden französischen Krappkultur,
welche von Napoleon III. vergeblich durch ge
setzgeberische Maßnahmen (Rotfärbung der Mi
litärhosen) zu bekämpfen versucht wurde, und
hat dafür eine blühende neue Industrie ins Leben
gerufen. Während im Jahre 1874 in Europa
1250 t A., davon in Deutschland 900 t fabriziert
wurden, stellt Deutschland zurzeit allein zirka
24000 t her, wovon ein großer Teil zur Ausfuhr
gelangt. Der Preis ist dementsprechend von
12 M. im Jahre 1873 auf t M. für 1 kg der
20 o/o^igen Paste herabgesunken.
Alizarinblau (frz. Bleu d’alizarine, engl. Aliza
rine blue), das Chinolin des Alizarins, entsteht
beim Erhitzen von Nitroalizarin (A. orange) mit
Glyzerin und Schwefelsäure. Es kommt als
20 0/0 ige, in Wasser unlösliche Paste oder, in
Verbindung mit Natriumsulfit, als ein wasser
lösliches Pulver (lösliches A. S.) in den Handel
und dient zum Färben und Drucken gebeizter
Wolle und Baumwolle. A. ist gegen Waschmittel
und die meisten Agenden sehr echt, färbt sich
aber mit Alkalien grünlich und mit Salzsäure
violett. — Alizarinblau GG ist ein Arylamin-
oxyanthrachinon (s. d.).
Alizarinbordeaux (Chinalizarin, Tetraoxy-
anthrachinon) — [C a H„(OH) 2 j 2 ( CO) 2 — ent
steht aus Alizarin und rauchender Schwefelsäure,
als ein rotes, koschenilleähnlich färbendes Pulver.
Allzarin-Cyanin (Pentaoxyanthrachinon),
bronzefarbene Blättchen, welche mit Tonerde
gebeizte Stoffe blau färben.
Alizaringrün, ein Anthrazenfarbstoff (Tetra-
oxyanthrachinon), färbt mit Chrom gebeizte
Wolle echt blaugrün und dient außerdem zum
Baumwolldruck. Alizaringrün S ist die dem
Alizarinblau entsprechende Verbindung a-Nitro-
alizarin. Fälschlich wird der Name auch für
Zoerulein (s. d.) angewandt.
Allzarinmarron, Alizaringranat, A. Kardi
nal sind verschiedene, durch Reduktion von
Nitroalizarin erhaltene Amidoa 1 iz ar ine, welche
Wolle je nach der Beize rot bzw. marron färben.
Allzarinorange (Nitroalizarin) wird darge
stellt durch Einwirkung salpetriger Dämpfe auf
festes oder in Ligroin gelöstes Alizarin und
nachheriges Behandeln mit Pottasche. Es er
scheint im Handel als braungelber Teig von
10—20 0/0 Trockensubstanz oder in Form des
Natriumsalzes als Pulver und bildet das Haupt