Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Orleans 
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Osmium 
Gegenstand des Handels. O. wird in der Fär 
berei benutzt, besonders für Seide, auf welcher 
die Farbe lebhaft und glänzend, wennschon 
nicht sehr dauerhaft ausfällt. Man wendet ent 
weder weingeistige Lösungen an oder arbeitet 
mit alkalischer Lauge, in welcher beide Farb 
stoffe löslich sind, und erhält damit Gelb oder 
Orange. In der Kattundruckerei verwendet man 
O. für die Farbtöne von Chamois bis Orange. 
Ferner färbt man damit Papier, Tapeten, Fir 
nisse, Wasser- und Ölfarben, Butter und Käse. 
Orleans (frz. Orleans, engl. Orleans) sind 
halbwollene, leinwandartig gewebte Kleider 
und Futterzeuge, die als Nachahmung der ganz 
wollenen Berkane entstanden sind. Die Kette 
besteht aus gezwirntem Baumwollgarn, derEin- 
schlag je nach Mode aus Kammgarn Nr. 30 bis 
60 oder aus Mohär. Der Stoff kommt häufig 
einfarbig vor, bisweilen aber auch meliert, ge 
flammt, moiriert, gedruckt, gerippt, fassoniert 
und mit Seidenstreifen gewebt. Die Breite be 
trägt 0,70—0,85 m, die Länge 10—20 m. Die 
Garne werden roh verwebt, die Gewebe dann 
gedämpft, gesengt, gewaschen, gefärbt und 
schließlich gepreßt. Der Stoff wird gewöhnlich 
auf Maschinenstühlen gewebt, die für die ge 
musterte Ware mit Schaft- oder Jacquardvor 
richtungen versehen sind. Dies ist möglich, da 
die Muster meist sehr klein genommen werden. 
In England liefern Huddersfield, Bradford, Hali 
fax und Wakefield große Massen des Stoffes 
für den Weltmarkt. In Deutschland werden die 
geringsten und billigsten O. in der Lausitz, 
bessere in Schedewitz (Sachsen), Elberfeld, 
Barmen, Reichenau b. Zittau, Wüstegiersdorf in 
Schlesien und Berlin hergestellt. 
Orseille ist ein violettroter Farbstoff, der aus 
gewissen Flechten hergestellt wird, in ihnen 
aber nicht fertig gebildet vorkommt, sondern 
erst durch Einwirkung von Luft, Ammoniak 
oder Alkalien entsteht. Die in den Flechten 
enthaltenen farblosen, kristallisierbaren Säuren 
(Erythrinsäure, Lekanorsäure, Rokzell- 
säure) gehen hierbei zunächst in das ebenfalls 
farblose Orzin und dann in den eigentlichen 
Farbstoff, das Orzein, über, das in dem zu 
gesetzten Ammoniak mit violettroter Farbe ge 
löst bleibt. Zur Darstellung der O. benutzt man 
hauptsächlich die Flechten Roccella tinctoria, 
R. fuciformis, R. phycopsis, und R. Mon- 
tognei, die an den felsigen Küsten des Mittel 
meers, des Atlantischen, Stillen und Indischen 
Ozeans gesammelt und, in Ballen gepreßt, nach 
Europa gebracht werden. Eine geringere Sorte, 
die sog. Erdorseille, stammt von verschiede 
nen Arten Lecanora, Variolaria, Usnea und 
•Parmelia, die in Schweden, Schottland, den 
Pyrenäen, der Rhön, dem Thüringer Wald und 
Jura an Steinen, und Baumrinden wachsen. Die 
Flechten werden gesäubert, gemahlen und, mit 
Ammoniak angerührt, der Luft ausgesetzt. In 
folge der einsetzenden Gärung geht die Farbe 
nach 4—6 Wochen von rot in violett über, 
worauf der steife Brei in Fässer verpackt wird. 
IJie getrocknete, pulverisierte Masse führt auch 
die Bezeichnung Persio, Cudbear, roter 
Indigo. In Teig- wie in Pulverform geben 
diese Stoffe mit Wasser unter Hinterlassung 
eines unlöslichen Rückstandes scharlachrote bis 
violette Lösungen, die durch Alkalien dunkler, 
durch Säuren hellrot gefärbt werden und mit 
Tonerdebeizen braunrote, mit Zinnsalz hellrote 
Niederschläge liefern. Die zum Sirup einge 
dickte wäßrige Lösung kommt als Orseille- 
extrakt in den Handel. — Die O. gibt schöne, 
anfangs sogar brillante Färbungen, die aber 
rasch verschießen, und wird daher meist nur 
in Verbindung mit anderen Farbstoffen, beson 
ders zum Grundieren für Alizarin und Indigo 
benutzt. Die Hauptverwendung beruht aber auf 
der Herstellung brauner, sog. Modefarben, 
Grenade, Zerise und Olive auf Wolle, für 
Färberei wie für Druck. Diese Farben sind 
echt, weit haltbarer als die durch Farbhölzer 
erzeugten und können durch Zusatz von Aloe 
farbstoffen noch lichtbeständiger gemacht wer 
den. Eine besonders schöne und säurebestän 
dige Abart ist endlich noch der französische 
Purpur (Pourpre frangais)., Zu seiner Dar 
stellung wird das Flechtenpulver mit Ammo 
niak aasgezogen, die Lösung mit Salzsäure ge 
fällt, der Niederschlag wieder in Ammoniak 
gelöst und das Filtrat so lange der Luft aus 
gesetzt, bis es kirschrot geworden ist. Dann 
wird zur Entfernung des Ammoniaks gekocht, 
die Lösung bei 70—75 0 in großen flachen Ge 
fäßen sich selbst überlassen und mit Weinsäure, 
Schwefelsäure oder Chlorkalzium gefällt. Der 
in letzterem Falle entstehende Farblack muß 
für den Gebrauch mit Schwefelsäure oder Oxal 
säure vom Kalk befreit und in Lösung über 
geführt werden. 
Orseilleersatz (Naphtionrot), ein seit 1878 
bekannter Teerfarbstoff, der Wolle in saue 
rem Bade orseillerot färbt, kommt als brauner, 
in Wasser löslicher Teig in den Handel und be 
steht aus dem Natronsalze der Nitranilinazo- 
alphanaphtylaminsulfosäure. 
Orseillerot. Diesen Namen verdient eigentlich 
der Farbstoff der Orseille, man hat ihn aber 
auch einem Teerfarbstoff gegeben, der aus 
dem Natronsalze der Amidoazoxylolazobeta- 
naphtoldisulfosäure besteht. Das dunkelbraune, 
in Wasser lösliche Pulver färbt Wolle orseillerot. 
Orseillin (Orseillin BB, Orsellin), ein 
1883 in den Handel gekommener Teerfarb 
stoff, wird durch Einwirkung von Betanaph- 
thol auf Diazonaphthalinsulfosäure dargestellt 
als ein braunes, in Wasser mit fuchsinroter 
Farbe lösliches Pulver, das Wolle orseillerot 
färbt. 
Orthoform und Orthoform neu sind zwei 
isomere Amidooxybenzoesäuremethylester, die 
als lokale Anästhetika beschränkte Anwendung 
finden. Das weiße, in Wasser schwer lösliche 
Kristallpulver muß vor Licht geschützt auf 
bewahrt werden. 
Ortol, ein photographischer Entwickler, be 
steht aus einer Verbindung von Methylortho- 
amidophenol mit Hydrochinon. 
Osageholz (Osagen-Orange) ist mit Gelb 
holz (s. d.) von Morus tinctoria oder Maclura 
aurantiaca identisch und führt seinen Namen 
nach dem Indianerstamm der Osagen, die aus 
dem elastischen Holze Bogen herstellten. 
Osmium, Os = i9i, eines der Metalle der 
Platingruppe, findet sich namentlich mit Iridium 
zusammen als Osmiridium (Newjanskit) in
	        
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