Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Rubin 
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Rüböl 
in feuchten, fein gesiebten Tonmergel einsetzt 
und dann Vs Stunde bis zur Weißglut erhitzt. 
Hierdurch verschwindet der Blauton vollständig, 
während das reine Rot hervortritt. Die volkstüm 
liche Benennung des R., Karfunkel, stammt 
von dem lateinischen Namen carbunculus (glü 
hendes Köhlchen), welchen die Alten dem Steine 
beigelegt hatten. Der R. ist härter als jeder 
andere Stein, mit Ausnahme des Diamanten, 
doch wie dieser leicht zerbrechlich. Vor dem 
Lötrohr ist er unschmelzbar. Orientalische R. 
von io Karat sind äußerst selten und teuer. 
Kleine, in Indien geschliffene Steine, wie sie 
z. B. zu Zapfenlagern in Taschenuhren dienen, 
gelten je nach ihrer Güte 15—60 M. das Karat; 
solche von 2, 3, 4 Karat, wenn sie besonders 
schön sind, haben gleich hohen und selbst höhe 
ren Preis wie Diamanten von gleichem Gewicht 
und sind auch seltener als diese. Die R. werden 
in Brillant-, Rosetten- und Treppenschnittform 
geschnitten und, wenn die Farbe hierzu ge 
sättigt genug ist, ä jour gefaßt. Die meisten be 
dürfen jedoch der „Folie“, einer Unterlage von 
hochpoliertem Goldblech. Rubinähnliche, aber 
dem echten R. nicht gleichkommende Steine 
sind der Spinellrubin und Balasrubin (siehe 
Spinell). Bisweilen werden auch geringe rote 
Steine, wie Granaten, Hyazinth, rote Turmaline 
oder durch Glühen rot gewordene Topase, als R. 
ausgegeben. Der sog. brasilianische R. ist z. B. 
natürlicher roter Topas. Alle diese zu Unrecht 
als Rubin bezeichneten Steine erreichen den 
echten weder im Ton und Feuer der Farbe, noch 
in der Härte. Künstliche R., d. h. gefärbte 
Glasflüsse, werden in der Farbe fast so schön wie 
echte hergestellt, sind aber durch die Feile oder 
Anritzen mit Diamant sogleich zu erkennen. 
Zu ihrer Herstellung benutzte man früher, den 
Cassiusschen Goldpurpur (s. Art. Goldpurpur), 
der auch in der Glas- und Porzellanmalerei ge 
braucht wird, während man jetzt eine Gold 
auflösung in Königswasser (Goldchlorid) verwen 
det. Für geringere Rubingläser, namentlich für 
die überfangenen Glasgeschirre (s. Glas), dient 
als viel billigeres Färbungsmittel das Kupfer 
oxydul in Form von Kupferschlacken und 
Hamraerschlag. In neuerer Zeit'werden an Stelle 
dieser rohen Nachahmungen unter dem Namen 
Rubis reconstituös wirkliche künstliche Ru 
bine in den Handel gebracht, welche die gleiche 
chemische Zusammensetzung wie das natürliche 
Mineral zeigen und nur auf physikalischem Wege 
erkennen sind. Zu ihrer Darstellung bedient 
utan sich verschiedener Methoden. Nach der 
ersten schmilzt man mehrere sehr kleine R. bei 
Temperaturen von etwa 1800 0 zu einem größeren 
zusammen und erhält so Steine von 8—12 Karat. 
Hach der anderen erhitzt man ein Gemisch von 
reiner Tonerde und Bleioxyd in hessischen Tie 
geln und läßt langsam abkühlen. Nach dem 
Verfahren von Verneuil endlich läßt man fein 
stes Pulver chemisch reiner Tonerde mit etwas 
Chromoxyd durch ein Platinsieb auf eine senk 
recht nach unten gerichtete Knallgasflamme 
fallen und fängt die geschmolzenen Teilchen 
auf der Spitze eines Tonerdetiegels auf, der bis 
Uahe zum Schmelzen erhitzt ist. Sie wachsen 
“ier zu einem Stäbchen und schließlich zu einem 
rundlichen Tropfen, der bis zu 50 Karat erreicht. 
In Paris werden jährlich mehr als fünf Millionen 
Karat (— 1000 kg) hergestellt.. Die erhaltenen 
Steine besitzen dieselbe Härte und Farbe sowie 
das gleiche spez. Gew. wie echte R., erscheinen 
aber zum Unterschiede von letzteren bei mi 
kroskopischer Untersuchung entweder völlig 
strukturlos, oder von schwarzen, undurchsichtigen 
Pünktchen durchsetzt. Künstlich sind ferner R., 
die unter dem Mikroskope wellenförmige Linien 
zeigen, während echte Steine wie ein zartes, aus 
straffen, gekreuztfen Linien bestehendes Gewebe 
erscheinen. 
Rüben. Mit diesem Namen werden verschie- 
denenPflanzenfamilienangehörigeWurzelgewächse 
bezeichnet, die zum Teil als Nahrungsmittel, 
Futtermittel und technisches Rohmaterial hohe 
Bedeutung besitzen. Die Mohrrübe (Möhre) 
und die Zuckerrübe sind in besonderen Auf 
sätzen besprochen. — Die Runkelrübe (Beta 
vulgaris) wird in zahlreichen Arten angebaut, 
die sich hauptsächlich in die zwei Hauptgruppen: 
Gewöhnliche Futterrunkel (Beta vulgaris 
rapacea, Beta alba oder rubra) und Runkel 
rübe mit veredeltem Blatt (Mangold. Beta 
vulgaris cicla) unterscheiden. Die R. gedeiht 
bis zu 71 0 n. Br. und in Höhen bis zu 1400 m, 
reift in 150—180 Tagen und verlangt ein warmes, 
nicht zu feuchtes Klima sowie tiefgründigen, 
humosen und kalkigen Lehmboden. Der Ertrag 
ist sein hoch und beträgt für 1 ha 30—60000 kg. 
Die R. stellt ein wertvolles Futtermittel dar und 
enthält neben 75—940/0 Wasser 3—io°/o Zucker. 
0,5—4°/o Stickstoffsubstanz, 0,1—0,4% Fett und 
0,6—2,4 0/0 Asche. Die Stickstoffsubstanz be 
steht nur zum kleinsten Teile aus Protein, hin 
gegen hauptsächlich aus Salpetersäure, Ammo 
niak, Betain, Glutamin und Asparagin. — Die 
Kohlrübe (Stoppelrübe, Wrucke, Bras 
sica. Napus esculenta und Brassica rapa 
rapifera) bildet in ihren vielen Spielarten ein 
beliebtes Gemüse und wird sowohl mit länglicher 
als runder, mit weißer als gelblicher Wurzel 
angebaut. Sie verträgt besser Kälte und Feuch 
tigkeit als die Futterrübe, wird aber in warmen 
Gegenden leicht holzig. Wie die Futterrüben ist 
sie sehr wasserreich und enthält viel Salpeter. 
Ihre geschätzteste Sorte wird als Teltower R. 
bezeichnet. Die während des Krieges durch 
Trocknen von Kohlrüben hergestellten Schnit 
zel- und Rübenmehle erwiesen sich wegen ihres 
unangenehmen. Geschmacks für die menschliche 
Ernährung so gut wie unbrauchbar. 
Rüböl (Rapsöl, lat. Oleum napi s. rapae, frz. 
Huile de navette, engl. Rape oil). Unter diesem 
Namen führt man im Plandel sowohl das Öl des 
Rübsens als auch das des Rapses, die in chemi 
scher Hinsicht so gut wie identisch sind, sich 
aber durch ihre Konsistenz unterscheiden. Das 
Öl aus Winterfrucht ist dickflüssiger und erstarrt 
schon bei -f-yi/a 0 . das dünne Öl der Sommer 
frucht erst bei —■ io°. Zur Gewinnung des R. 
werden die Samen auf Stampf- oder Walzwerken 
und zwischen Mühlsteinen gepulvert, in Öfen 
oder Trommeln erwärmt und auf Keilpressen 
oder durch hydraulischen Druck ausgepreßt. Ein 
reineres Öl erhält man durch Ausziehen des 
Pulvers mit Schwefelkohlenstoff oder Benzin und 
nachheriges Wiederabdestillieren des Lösungs 
mittels. Das rohe gepreßte öl führt aus den
	        
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