Wundkraut
Wurst
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unpaarige Stengelblätter und hellgelbe Blüten in
Köpfen. W. blüht im Mai bis August und gibt
ein gutes Weidefuttar. Der Same ist länglich-
oval, glänzendgelbrot bis braunrot mit grün
licher Feder und vertieftem, schwarzbraun um
rändertem Nabel. Man braucht für den Hektar
iS—18 kg.
Wundkraut (Goldrute, lat. Herba virgaureae
s. solidaginis, frz. Plante fleurie de solidago ou
Bagnette d’Or, engl. Golden rod), das in Europa
heimische Kraut der Komposite Solidago
Virgaureae, wird während der Blütezeit mit
den goldgelben Blüten gesammelt und gegen
Rheumatismus als schweißtreibendes Mittel, so
wie auch bei Blasen- und Nierenleiden verordnet.
Der Geschmack ist scharf und bitter.
Wurinsamen (Zitwersamen, richtiger Zit
werblüten, lat. Semen, richtiger Flores cinae,
frz. Semences de cina, engl. Worm-seed). Das
bekannte Wurmmittel besteht nicht aus Samen,
sondern den geschlossenen Blütenköpfchen einer
Art Artemisia maritima, der nicht näher be
kannten Artemisia Cina Berg. Es wird unter
dem Namen levantischer oder persischer W.
aus dem südlichen Rußland zu ums eingeführt
und von wandernden Kirgisen auf den Steppen
gesammelt, zum Teil aber auch durch Anbau
gewonnen. Die Blüten haben einen starken, un
angenehm aromatischen Geruch sowie bitterlich
aromatischen Geschmack und bestehen aus sehr
kleinen, an beiden Enden verschmälerten, schwach
glänzenden Blütenkörbchen von gelblichgrüner,
später mehr bräunlich werdender Farbe. Die
ziegeldachartig angeordneten Blättchen des Hüll
kelches sind am Rücken gekielt und tragen dort
mit der Lupe erkennbare Harzdrüsen. Als wirk
samer Stoff ist neben ätherischem Öl ein grünes
Weichharz und eine eigentümliche kristallisier
bare Substanz, das Santonin (s. d.), vorhanden,
das jetzt in einer Fabrik in Taschkend, also an
Ort und Stelle selbst, dargestellt wird. Zur
Unterscheidung der echten Droge von santonin-
freiem sog. „falschen Wurmsamen“ betupft man
die auf den Flügeln der Hüllkelchblätter befind
lichen Kristalle mit Chlorzinkjodlösung. Hierbei
geben nur Santoninkristalle eine auffallende Re
aktion, indem sie erst gelb, dann rissig werden
und schließlich in gelbbraune Tröpfchen über
gehen. Die Versendung des W. erfolgt meist in
Ballen von 40—80 kg oder in Filzsäcken bis
150 kg. W. ist ein ausgezeichnetes Mittel gegen
Spul- und Madenwürmer und wird in Pulver
form oder als Sirup angewandt. Der Verbrauch
hat etwas nachgelassen, da man jetzt mehr das
Santonin selbst als Wurmmittel verschreibt. —
Das Wurmkonfekt der Konditoren besteht aus
überzuckerten Blütenköpfcben (lat. Confectio ci
nae s. Flores cinae conditi, frz. Semences de cina
candö, engl. Condied wormseed).
Wurmsamenöl (Zitwersamenöl, lat. Oleum
cinae aethereura, frz. Essence de semen-contra,
engl. Oil of wormseed), das im Wurmsamen ent
haltene ätherische Öl, kann bei der Gewinnung
des Santonins erhalten werden, indem man es
zunächst aus den Wurmsamen mit Wasserdampf
abdestilliert. Das ziemlich dünnflüssige und blaß
gelbe Öl wird an der Luft bald dunkler und
dicker, besitzt einen starken, kampferähnlichen
Geruch und einen brennenden Geschmack und
besteht vorwiegend aus Zineol. Es ist schwach
linksdrehend und hat ein spez. Gew. von 0,915
bis 0,940. W. ist für kleinere Tiere ein tödliches.
Gift und wird medizinisch nicht mehr verwandt.
Sehr in Aufnahme gekommen ist in neuerer
Zeit, besonders zur Bekämpfung der Spul
würmer, das amerikanische Wurmsamen
öl, das aus dem ganzen Kraut der Chenopo-
diazee Chenopodium ambrosioides var.
anthelminticum gewonnen wird. Es ist ein
farbloses oder gelbliches Öl von stark durch
dringendem, widerlichem Geruch und unange
nehmem, brennendem Geschmack. Das spez. Gew.
liegt zwischen 0,965 und 0,990. Der wesentliche
und wirksame Bestandteil ist das Askaridol.
Wurmtang (Wurmmoos, lat. Helminthochor-
ton, frz. Mousse contre les vers, engl. Worm
mooss). Unter diesem Namen kommt von Kor
sika und anderen Inseln eine haarförmige Alge
aus dem Mittelländischen Meere in den Handel,
die in frischem Zustande purpurrot erscheint,
beim Trocknen aber braune Farbe und knorpel-
artige Beschaffenheit annimmt. Der Geruch ist
dumpfig, der Geschmack salzig. Man verwendet
die Droge als Wurmmittel, doch ist sie durch das
Santonin in der Hauptsache verdrängt.
Wurst. Würste sind Fleischwaren, zu deren
Bereitung gehacktes Muskelfleisch und Fett, fer
ner Blut und Eingeweide, d. s. Leber, Lunge,
Herz, Nieren, Milz, Rindermagen und Gekröse,
sowie Gehirn, Zunge, Knorpel (Schweinsohr) und
Sehnen der verschiedensten Schlachttiere unter
Zuhilfenahme von Sälz, Gewürzen, Zucker, Wasser,
Bier und Wein, unter Umständen auch Milch
und Eiern, verarbeitet werden. Als weitere Zu
taten sind bei einzelnen Wurstsorten Zwiebel,
Knoblauch, Schnittlauch, Zitronenschalen, Trüf
feln, Sardellen usw. gebräuchlich. Die Wurstmasse
wird in Hüllen aus gereinigtem Darm, Magen
oder Blase (Rind, Schwein, Schaf und Bock) oder
in Hüllen von Pergamentpapier eingefülit. Nach
den Hauptbestandteilen unterscheidet man fol
gende Sorten: 1. Fleischwürste aus Schweine-,
Kalb-, Schaf- oder Rindfleisch, die nach der Art
der Herstellung wieder in Dauerwürste und An
rührwürste zerfallen. Dauerwürste sind durch
längere oder kürzere Räucherung haltbar ge
macht und infolge des damit verbundenen Aus
trocknens mehr oder weniger hart. Am weichsten
sind die sog. weichen Mettwürste (Braun
schweiger Schlackwürste), danach folgen die Zer
velatwürste, Plockwürste, Gothaer Würste und
schließlich die harten Würste nach Art der
italienischen Salami, die meist einen Zusatz
von Knoblauch erhalten und mit Bindfaden fest
umwickelt sind. Zu der anderen Gruppe der
Fleischwürste, den sog. Anrührwürsten, ge
hören die Koch-, Brat- und Brühwürste, Bock-
und Weißwürste nach Münchner Art, dünn- und
dickgeselchte Frankfurter-,, Wiener-, Knoblauch
wurst, Knackwurst usw. Sie werden zur Er
höhung der Saftigkeit mit etwas Wasser an
gerührt und meist frisch, seltener nach kurzer
Räucherung und nach zehn Minuten langem
Ziehen in siedendem Wasser genossen. 2. Blut
würste enthalten meist Schweineblut, doch auch
Rinder-, Kalbs- und Schafblut, daneben Schweine
fleisch und Speck, manchmal auch Leber und
Grütze (Grützwurst). Sie umfassen die Rotwurst,