Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Chloressigsäure 
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Chlorsäure 
Chloressigsäure. Durch Einwirkung von Chlor 
auf Essigsäure entstehen drei verschiedene Ch., 
von denen die Monochloressigsäure Kristalle 
Vom Schmelzpunkte 62° und vom Siedepunkte 
186° bildet, während die Dichloressigsäure 
eine unter o° erstarrende Flüssigkeit vom Siede 
punkte igo° und die Trichloressigsäure eine 
bei ss° schmelzende und bei 195 0 siedende kri 
stallinische Masse darstellt. Die Monochlor essig- 
saure hat durch ihre Verwendung zur Herstellung 
des künstlichen Indigos hohe Bedeutung erlangt. 
Die Trichloressigsäure wird in der Medizin als 
starkes Ätzmittel, besonders bei Nasen- und 
Ohrenleiden, angewandt. 
Chlorjod (Jodchlorid, lat. Jodum chloratum), 
eine Verbindung von Chlor und Jod, JC1 3 , wird 
als Antiseptikum benutzt. 
Chlorkalk (Bl eichkalk, Kalziumhypochlo- 
r it, lat. Calcaria chlorata, Calcium hypochloro- 
sutn, Calcaria oxymuriatica, frz. Hypochlorite de 
chaux, Chlorure de chaux, engl. Chloride of lime, 
Bleaching powder) wird dargestellt, indem man 
Chlor über flach ausgebreiteten, mit Wasser zu 
Pulver gelöschten Kalk leitet, bis kein Chlor 
Wehr aufgenommen wird. Das erforderliche Chlor 
'vird neuerdings vielfach durch Elektrolyse von 
Kochsalz gewonnen. Ch. ist ein weißes trocknes 
Pulver von eigentümlichem, chlorähnlichem Ge 
r uch, welches sich in Wasser nur teilweise löst. 
Die Konstitution steht noch nicht völlig fest, 
Jedoch ist wahrscheinlich, daß nicht eine ein 
heitliche Verbindung, sondern ein Gemenge von 
Kalziumchlorid, Kalziumhydroxyck und Kalzium- 
“xychlorid vorliegt. Die beim Behandeln mit 
Wasser entstehende Lösung enthält jedenfalls 
Jwben Kalziumchlorid auch Kalziumoxychlorid. 
Der Handelswert des Ch. richtet sich nach sei 
nem Gehalt an wirksamem Chlor, d. h. der- 
Jenig en Chlormenge, welche durch verdünnte 
bäuren in Freiheit gesetzt wird. Guter Ch. ent 
hält 33—36% aktives Chlor, während im Handel 
®ft Sorten mit 20% und weniger Vorkommen, 
^ußer durch den Prozentgehalt an Chlor drückt 
den Wert bisweilen auch in französischen 
Graden (nach Gay-Lussac) aus, welche die aus 
1 kg Ch. zu entwickelnde Menge Chlor in Litern 
atl Seben. So sind 2. B. 63 französische Grade 
20,02 0/0; ioo° = 31,780/0; 114 0 = 36,22% 
aktives Chlor. Der Ch. wird zum Bleichen von 
Baumwolle, Leinen und Papier, ferner zur Her- 
Stellung von Chloroform und als Desinfektions- 
tWttel in großer Menge verbraucht. Der Versand 
?T* 0 lgt in Fässern aus stark ausgetrocknetem 
^olze, die trocken, kühl und dunkel aufbewahrt 
erden müssen. Aus der Luft zieht Ch. sonst 
Weht Feuchtigkeit und Kohlensäure an, und 
Sonnenlichte zersetzt er sich, bisweilen unter 
*Plosionserscheinungen. 
•j,Ghlorkohlenstoff (Tetrachlorkohlenstoff, 
®trachlormethan, Kohlenstofftetrachlo- 
chl - lat ' Garboneum tetrach’.oratum, frz. Tetra- 
loride de carbone, engl. Carbon Tetrachlorid), 
c jG*4. kann als Methan aufgefaßt werden, in wel- 
e W sämtliche vierWasserstoffatome durch Chlor 
c set zt worden sind. Ch. wird durch Einleiten von 
g , 0r m Chloroform oder durch Behandlung von 
et awefe lkohlenstoff mit Chlor bei Gegenwart von 
farM $ (tmuerdings Eisen) dargestellt als eine 
“tose schwere Flüssigkeit vom spezifischen 
-tt r r c k s Warenlexikou. 
Gewicht 1,600, welche bei 77° siedet und bei 
— 25 0 fest wird. Die nur schwer entzündliche 
Flüssigkeit besitzt ein hohes Lösungsvermögen 
für Fette, Harze und Balsame und findet daher 
als Extraktionsmittel an Stelle des teuren Chloro 
forms und des feuergefährlichen Benzins in der 
chemischen Großindustrie und Wäschereien in 
steigendem Maße Anwendung. Der Preis für 
1 kg beträgt etwa 1,25 M. 
Chlorodont, eine Zahnbleichcreme aus dem 
Laboratorium „Leo“ in Dresden, besteht nach 
C. Griebel aus Bimssteinpulver, Kalziumkarbo 
nat, Seife, Glyzerin sowie Kaliumchlorat. 
Chloroform (Formylchlorid, Trichlor- 
methan, lat. Chloroformium, frz. Chloroforme, 
engl. Chloroform) wird in der Weise hergestellt, 
daß man bestimmte Mengen von Alkohol, Chlor 
kalk und Wasser bei gelinder, 58—63'* nicht 
übersteigender Wärme mit Dampf destilliert. Das 
übergegangene schwere Öl wird von der darauf 
schwimmenden alkoholisch-wäßrigen Schicht ab 
gelassen und zuerst mit Sodalösung, darauf mit 
Schwefelsäure und Wasser gewaschen. Eine 
andere Methode beruht auf der Destillation von 
Roh-Azeton mit Chlorkalk und Wasser sowie 
neuerdings auf der Elektrolyse alkoholischer 
Kalziumchloridlösung, Für medizinische Zwecke 
geeignetes, besonders reines Ch. erhält man durch 
Zersetzung von Chloral mit Ätzkali oder durch 
Ausfrierenlassen von technischem Ch. bei —75° 
(Ch.-Pictet). Ch., CHC1 S , ist eine farblose, äthe 
risch riechende Flüssigkeit von süßlich brennen 
dem Geschmack, welche bei 63° siedet, das spez. 
Gew. 1,500 bei 15° besitzt und sich nicht in 
Wasser löst. Dagegen mischt es sich mit Alkohol 
und Äther und bildet ein ausgezeichnetes Lö 
sungsmittel für fette und harzartige Körper, Alka 
loide, Kautschuk, Brom, Jod, Phosphor und 
viele organische Verbindungen. Zu seinem Nach 
weis bedient man sich der Nitrilreaktion, indem 
beim Erwärmen von Chloroform mit Anilin und 
Kalilauge der intensive Geruch nach Isonitril 
auftritt. Das für medizinische Verwendung be 
stimmte Ch. muß in erster Linie völlig säurefrei 
sein und daher zur Vermeidung von Zersetzun 
gen im Dunkeln aufbewahrt werden. Ein ge 
ringer Alkoholgehalt von 1% ist zur Erhöhung 
der Haltbarkeit erlaubt. Ch. wird äußerlich im 
Gemisch mit Öl und Salben zu Einreibungen 
gegen Rheumatismus verordnet und stellt außer 
dem das wichtigste Mittel zur Erzeugung von 
Narkosen dar. Die Technik benutzt es als Lö 
sungsmittel. 
Chlorophyll (Blattgrün), der grüne Farbstoff 
der Blätter, in welchen es, gemischt mit gelbem 
Xanthophyll, in Form kleiner Körner an Ei 
weiß gebunden, vorkommt. Durch Extraktion 
grüner Pflanzenteile (Kohl, Nesseln) mit alka 
lischem oder ammoniakalischem Alkohol wird 
das Ch. in Form einer Lösung erhalten, aus der 
man es durch Behandlung mit Benzol in eine 
reinere Form überführt, die entweder im Gemisch 
mit Fetten (öllösliches Ch.) oder als Lösung 
(sprit- und wasserlösliches Ch.) zum Färben von 
Wachs, Seifen und Nahrungsmitteln in den 
Handel kommt. 
Chlorsäure (lat. Acidum chlorosum, frz. Acide 
chloreux, engl. Chlorous acid), HC10 S , ist nicht 
in freiem Zustande, sondern nur in Form ihrer 
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