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iiberstanden. Die Sache wird uns klar, wenn wir die Verhältnisse
der Schienenproduktion etwas näher betrachten.
Wie wir schon früher hervorgehoben haben, hatte die Regierung
bei der Schienenproduktion anstatt der freien Konkurrenz das Prinzip
der vorhergehenden Verständigung eingeführt. Sie pflegte sich außer
dem nur mit wenigen privilegierten Aktiengesellschaften in Verbindung
zu setzen, so daß von 16 Werken nur 6 mit der Schienenproduktion
in Südrußland betraut wurden. Die ausgebrochene Krisis rief ver
schiedene Staatsmaßregeln hervor, die ihre Wirkung auf die genannten
Werke möglichst abzuschwächen suchten. So wurden die Preise der
bestellten Schienen während der Krisis erhöht, außerdem bekamen
einige Gesellschaften andere Subsidien und Unterstützungen. Alles
das verfehlte nicht, die Wirkung der Krisis für diese Werke sofort
zu mildern. Außerdem kann man die vier genannten Werke als die
konkurrenzfähigsten bezeichnen. Das Hughes-Werk und Dnieprovienne
sind am frühesten entstanden 1 , sie hatten die Früchte der ganzen
Hochkonjunkturperiode ernten können und arbeiteten außerdem
meistenteils mit eigenen Rohstoffen.
Von den alten Aktiengesellschaften bildet nur das Alexander
werk eiue Ausnahme, das während der Krisis große Verluste erlitt.
Seine Verluste lassen sich auf die ungünstige finanzielle Lage der
Gesellschaft infolge der Liquidation der Kertsch-Aktiengesellschaft
zurückführen.
Die übrigen — zumeist neuen — kombinierten Werke erlitten
während der Krisis große Verluste. Sie litten schwer durch die Geld
krisis, einige zahlten 7—8 °/ 0 Zinsen auf Hypothekenanleihen. Außerdem
war auch ihre Konkurrenzfähigkeit geringer als die der ersten Gruppe.
Als Ergebnis der erwähnten Verhältnisse ergab sich folgende
interessante Erscheinung: die vier Werke aus der ersten Gruppe be
mühen sich, wegen der Verminderung der Schienenproduktion während
der Krisis ihre Produktion nach einer anderen Seite zu entfalten
und suchen bei Herstellung des Marktsortiments eine leitende Stelle
zu gewinnen. Unter solcher Konkurrenz mußte selbstverständlich die
zweite Gruppe, die weniger konkurrenzfähig war, am schwersten leiden.
Wie bekannt, war die einzige Produktion, die während der Krisis
zunahm, die Produktion von Schwellen, Stangeneisen, Fagoneisen und
dergleichen. Folgende Tabelle gibt uns eine Vorstellung von dem
Anteil der Werke an dieser Produktion 2 :
Werke
1900
■1902
Zunahme °/ 0
Vier erste Werke
4798
8211
71,1
Andere Werke
10003
11186
11,8
1 Eine Ausnahme bildet nur die Brjansk-Aktiengesellschaft.
2 Statist. Sammelbüch. 1901—02. Eisenindustrie in Südrußland.