Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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engeren Grenzen« bleiben. Diese Grenzen aber werden 
nur so lange nicht überschritten, als »die Fabrikation sich 
mit einem Plus über den eigenen Bedarf beschäftigt, bloß 
um diejenigen unserer Bedürfnisse damit zu kaufen, in deren 
Erzeugung uns die Natur nicht begünstigt«. 1 ) Diese 
Grenzen überschreiten heißt nach Kankrin, »eine Fabrikation 
bloß für andre bezwecken«, oder »eine Handelsfabrikation 
einzuleiten und eine Bevölkerung anzuziehen, welche, uns 
nicht notwendig, nur deshalb existiert, weil andere noch 
zu unweise oder zu ungebildet waren, sie zu Hause zu 
haben«. 1 ) Diese Handelsfabrikation könne eine Zeitlang 
auch sehr vorteilhaft sein, man sollte sie aber nicht be 
günstigen, denn ohne künstliche Mittel könne sie auf die 
Dauer nicht existieren, und falle schließlich als erkünsteltes 
Ding dem Volke nur zur Last. 
Eben diese Erkünstelung der Fabrikation, oder, wie 
Kankrin sie nennt, die Überschreitung der natürlichen 
Grenzen hat er im Auge, wenn er dem Merkantilismus eine 
»Übertreibung in Hinsichten der Staatsweisheit« vorwirft. 
Im weiteren Verlauf unserer Arbeit, wenn wir auf die 
Kankrinsche Volkswirtschaftspolitik zu sprechen kommen, 
werden wir sehen, daß diesem ablehnenden Verhalten 
Kankrins der sog. »Handelsfabrikation« gegenüber auch ein 
re in politischer Gedanke, nämlich die Furcht vor »dem 
taglöhnerischen Pöbel«, wie er die Fabrikarbeiter nennt, 
zugrunde liegt. 
Übrigens habe ursprünglich der Merkantilismus nur 
»die richtig begrenzte Fabrikation bezweckt«. ä ) Der Vor 
wurf Kankrins, den er dem Merkantilismus macht, gilt also 
nur einer späteren Periode desselben, die Kankrin aber nicht 
näher bestimmt. 
So viel über Kankrins Verhalten dem Merkantil- und 
Agrikultursystem gegenüber. Was nun das Smithsche Sy- 
stem anbelangt, so behandelt Kankrin dasselbe als solches 
') Weltr. 112. — a ) Weltr. 113.
	        
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