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Unrechtmäßige solcher Koalitionen an sich (allerdings) nicht
einsehen« könne. 1 )
Dem Handel gegenüber ist die Stellung Kankrins eine
sehr wohlwollende. »Es wäre vergeblich — sagt er —
Ackerbau und Industrie zu ermutigen, da wo der Absatz
nicht wächst; und die Sorgsamkeit der Regierungen wendet
sich mit Recht auf diesen oder jenen Handel, weil das
andere von selbst nachkommt.« i) 2 * ) Der Handel müsse aller
dings nicht über jedes »Verhältnis mit der Primärproduktion,
dem Ackerbau, und der sekundären, der Industrie«, hinaus
begünstigt werden.“)
Zu einem der wichtigsten Förderungsmittel des Handels
zählt Kankrin neben den Banken, Börsen, der guten Handels
gesetzgebung, den Handelsgerichten etc., die Besserung
und Erleichterung des Transportwesens. Desto merk
würdiger ist nun aber die Stellung Kankrins den Eisen
bahnen gegenüber, welche er als »eine wahre Krankheit
der Zeit« bezeichnet und für einen Luxus hält, da sie ja
angeblich nicht für den Warentransport, sondern mehr für
denjenigen von Personen taugen. Nur einen Vorteil sieht
er daraus: »es werden ungeheure Kapitalien totgeschlagen,
in die unteren Klassen verteilt« und somit »die große Un
gleichheit des Reichtums . . . etwas nivelliert.« 4 * )
Für diese »Ungleichheit des Reichtums« nun und be
sonders für die Armut der arbeitenden Klasse hat Kankrin
wirklich immer ein mitfühlendes Herz. Er legt davon mehr
fach in seinen Werken Zeugnis ab. »Der Reichtum wuchert
überall auf Kosten der am wenigsten Habenden« 6 ) — sagt
er einmal in seinen Tagebüchern. Nur über Klagen und
i) Ök. 93. — 2 ) ök. 174. — 3) Ök. 178.
4 ) Ök. 95—97. — Bezeichnend ist auch die pessimistische Stellung
Kankrins den Banken gegenüber, von denen er meint, daß »es vielleicht
gut gewesen wäre, dergleichen nie einzurichten (Ök. 152). Übrigens
findet er, daß schon »in der jetzigen Lage der kultivierten Welt solche
Anstalten nötig geworden sind (Ök 153). — 6 ) Rtgb. 1. 44.