Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

— 80 — 
Wohltätigkeits-Ratschläge für »die Regierungen und die 
Wohlhabenden« 1 ) hinaus weiß Kankrin keinen Rat mehr, 
wessen er sich übrigens auch bewußt ist. 
Wie wir schon gesehen haben, ist Kankrin mit Malthus 
nicht einverstanden, daß die Bevölkerung die Tendenz habe, 
»Subsistenzmittel zu überschreiten,« i) 2 ) er ist vielmehr der 
Meinung, daß diese »in zivilisierten Ländern mit der Be 
völkerung« wachsen. Und er hat auf die Ursache von 
Hungersnöten nicht unzutreffend hingewiesen, wenn er sagte, 
daß dann nicht die Lebensmittel selber fehlen, sondern nur 
die Geldmittel sie zu kaufen. 3 ) Aber richtige Konsequenzen 
aus dieser Tatsache zu ziehen vermag Kankrin leider nicht. 
Dem Programm einer konservativen Mittelstandspolitik bleibt 
er treu, gleichviel wovon er spricht: ob von dem Volks 
unterricht, daß die Leute »nicht überzivilisiert« würden und 
sich »mit Katechismus, Lesen, Schreiben begnügen« 
müßten; 4 ) ob von dem Luxus, daß erzwar schreiende Kon 
traste schaffe, jedoch auch »nicht außer dem Interesse des 
Armen sein könne,« u. s. w. In allen Unzuträglichkeiten 
gesellschaftlicher Verhältnisse sieht er nur ein betrübendes 
»Gebrechen der menschlichen Dinge.« 5 ) 
i) Ök. 198—200. — 2) Ök 67. — 3) Ök. 68. — “) Ök. 210. 
5) Ök. 16.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.