8
Diese flüchtigen Andeutungen zeigen uns,
daß ein Münzenagio Verschiedenes bedeuten
kann. Es kann darauf hinweisen, daß viele Aus
landzahlungen zu leisten sind und die Bevöl
kerung Auslandgeld dringend benötigt, es kann
aber auch darauf hinweisen, daß Mißtrauen in
der Bevölkerung vorhanden ist. Diese beiden
Dinge haben nicht das Geringste miteinander ge
mein. Zuweilen treten beide Momente gleich
zeitig in Wirksamkeit, sie hängen aber nicht
innerlich zusammen.
bis vor kurzem der Ansicht, daß es sehr zweck
mäßig sei, möglichst viel Gold zirkulieren zu
lassen. Beamtengehälter wurden in Gold ausge
zahlt usw. Heute dagegen ist auch dort die Tendenz
bemerkbar, die Note populär zu machen und das
Gold als Kriegs- und Krisenschatz anzuhäufen.
In Oesterreich-Ungarn ist das Gold im Verkehr
so gut wie gar nicht vorhanden. Wenn man es
in der Inlandszirkulation gar nicht mehr anträfe,
würde sich nichts ändern, die Bevölkerung würde
dies auch kaum bemerken.
Tabelle X.
Fullartonsche
s Prinz
p
Zirkulations-
A
B
C
Notenbank
zeit
Akt.
Pass.
Akt.
Pass.
Akt.
Pass
Pass.
Akt.
t.
a
—
b
c
t 2
a, b
100 (ffecM)
100 (Wechsel)
—
c
—
-
—
t 3
a, b
100 (Wechsel)
100 (Noten)
—
c
—
100 (Wechsel)
100 (Noten)
^4
a, b
100 (Wechsel)
C
-
100 (Noten)
—
100 (Wechsel)
100 (Noten)
t 5
b
100 (Noten)
100 (Wechsel)
c
—
a
—
100 (Wechsel)
100 (Noten)
^6
b
—
c
—
a
—
—
—
Personen:
Waren :
Preise:
A,
a,
100,
B,
b,
100,
C,
c,
100,
HC.». rt/X-tsi k olo/l-unv.
u> n,
Die bisherigen Darlegungen zeigen uns deut
lich, wie an jeder Stelle zwischen dem Geld,
das auf dem öffentlichen Vertrauen beruht, und
jenem, das auf seinem Metallgehalt beruht,
ein grundsätzlicher Unterschied gemacht wer
den muß, ein Unterschied, dessen Bedeutung
heute wieder allgemeiner richtig gewürdigt
wird. Im Inlande ist das Zeichengeld, das eigent
liche Zahlungsmittel, nicht ein bloßes Sur
rogat des vollwertigen Edelmetallgeldes.
Dies ist der Grund, weshalb immer mehr Staaten
daran gehen, die Inlandszirkulation durch Noten und
metallisches Zeichengeld zu befriedigen, soweit
nicht Girozahlungen verwendet werden, während
man das Gold für internationale Zwecke an
sammelt, um darüber in systematischer Weise
verfügen zu können. In Deutschland war man
ln der Bevölkerung Deutschlands ist das
Goldgeld sehr beliebt. Ich konnte mehrfach bei
Postschaltern die Bemerkung des Publikums
hören: Bitte Gold. In Oesterreich-Ungarn dagegen
sind es nur wenige Gegenden, in denen Bedarf
nach Goldmünzen ist, insbesondere dort, wo die
Frauen Goldmünzen als eine Art Schmuck zu
tragen pflegen. Sonst werden bei Postschaltern im
allgemeinen Goldstücke zurückgewiesen. Man hat
in Oesterreich-Ungarn eine Zeitlang geglaubt, daß
es vorteilhaft wäre, wenn viel Gold zirkulierte
und pumpte gewaltsam Gold in den Verkehr, es
strömte bald wieder zurück. So wurden von 1901
bis 1910 seitens der Notenbank 2 Milliarden Lan
desgoldmünzen verausgabt, von denen T8 Milli
arden wieder zurückströmten. Heute ist man
darauf aus, das Gold möglichst zu konzentrieren.