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nahmen sind aber, wie insbesondere die letztjährigen Er
hebungen der Gewerbeaufsichtsbeamten gezeigt haben, auf
dem Papiere geblieben. Eltern und Arbeitgeber müssen
ratlos Zusehen, wie das Geld in unsinniger Weise ver
geudet wird und eine große Schar von Jugendlichen
körperlich und sittlich zugrunde geht. Jeder Versuch
mit irgendwelchen Machtmitteln muß scheitern, solange
der Jugendliche in der Lage ist, einen anderen Betrieb
oder einen anderen Ort aufzusuchen, an dem man ihm
keine Vorschriften macht und keine Schranken auferlegt.
Um diesem Übelstand einigermaßen zu begegnen, hat
eine Reihe von Betrieben besondere Jugendsparkassen
eingerichtet. In der Regel handelt es sich um Zwangs
sparkassen, die bestimmte Pflichtbeiträge erheben und die
Einlagen etwa bis zum 21. oder 24. Lebensjahre sperren.
Mustergültig ist die Jugendsparkasse der Württembergi-
schen Metallwarenfabrik in Geislingen St.
Als in den 90 er Jahren der damalige Düsseldorfer Re
gierungspräsident von Rheinbaben die von der Bergi-
schen Stahlindustrie auf ähnlicher Grundlage geschaffene
Einrichtung den Arbeitgebern zur Nachahmung empfahl,
wandte sich Eranz Brandts in einem Vortrag im Links
rheinischen Verein für Gemeinwohl gegen die Einführung
des Sparzwanges für jugendliche Arbeiter. Er führte
hauptsächlich drei Gründe an: der Sparzwang könne von
einem großen Teile der Arbeiter als Eingriff in die natür
lichen Rechte der Eltern wie der direkt Beteiligten an
gesehen werden; ferner gehe die erzieherische Seite des
Sparens fast ganz verloren, wenn man sich nicht an die
Einsicht und den guten Willen wende, sondern mit Zwang
vorgehe; endlich müßten ohnehin eine Reihe von • Eällen
wegen Bedürftigkeit der Eltern oder aus anderen Gründen
wegfallen. Das erste Argument würde gegen alle Wohl
fahrtseinrichtungen mit Zwangscharakter geltend gemacht
werden können, und außerdem ist es fraglich, ob nicht
die Eltern in großer Zahl den Zwang zum Sparen bei
ihren Kindern, auf die sie selbst oft in diesen Dingen nur
wenig Einfluß mehr haben, geradezu begrüßen. Die er
ziehliche Seite kann durch einen Ausbau des Systems nach
dem Muster der Württembergischen Metallwarenfabrik
voll zur Geltung gebracht werden. Was endlich die Be
sonderheiten einzelner Eälle angeht, so müssen diese selbst
verständlich berücksichtigt werden. Jedenfalls sind zahl