Full text: Kaufmanns Herrschgewalt

VIII. Das Schreckgespenst der Trusts. 109 
Artikel, über die man beinahe täglich liest, länger zu verweilen, 
denn sie sind alle demselben großen Gesetze unterworfen. Die 
Zeitungen erklären: Trusts beständen für Tapeten, Schuhbänder, 
Bauholz, Kohle, Koks, Ziegel, Schrauben, Taue, Glas, Versiche 
rungswesen, Eisenwaren, und noch zwanzig andere Artikel; doch 
die Grabschrift all dieser Schöpfungen ist: 
„„Warum habt ihr mich geschaffen, 
Da ihr habt so schnell mich fallen lassen?““ 
.Wir könnten mit Macbeth, wenn er die Schattenbilder von 
Banquos Nachkommenschaft anstarrt, ausrufen: „Wie? soll das 
fortgehen bis zum jüngsten Tag?“ Aber wie mit Banquos Reihen, 
so geht es auch mit Trusts. Es liegt eine gewisse Beruhigung darin, 
daß, sobald ein neuer naht, ein früherer verschwindet. Sie kommen 
und verschwinden gleich Schattenwesen. 
Soviel über Trusts auf industriellem Gebiete. Wir wollen nun 
die Eisenbahnen prüfen, deren „Einsätze“, „Bündnisse“, „Differen 
tialtarife“ vielen Leuten schlaflose Nächte bereiten, ln all ihren 
verschiedenen Formen sind diese Dinge nichts anderes, als Be 
mühungen des Kapitals, vor dem Spiel der wirtschaftlichen Kräfte, 
welche im freien Wettbewerb konzentriert sind, sich selbst zu 
sichern. 
ln Großbritannien sowie in Europa überhaupt wird im all 
gemeinen eine andere Art Eisenbahnpolitik als unsere unbeschränkt 
freie Eisenbahnpolitik befolgt. Eisenbahnen und andere Verkehrs 
wege Großbritanniens haben, weil sie vorher eine Bauerlaubnis 
vom Parlament nachsuchen müssen, beinahe so viel auf jede 
einzelne Meile gekostet, wie der Gesamtbau unserer billigsten 
westlichen Bahnen ganz und gar. Beispielsweise hat Manchester 
sich Unlängst dahin entschieden, einen 30 Meilen langen Kanal nach 
Liverpool zu bauen. Die Auslagen allein für die Erlangung der 
Erlaubnis vom Parlament betrugen bis jetzt schon fast eine halbe 
Million Dollar. Die Regierung entscheidet vermittels eines Parla 
mentsausschusses darüber, ob die geplante Linie wirklich nötig 
ist; um über diesen Punkt ins klare zu kommen, wird nun 
jedermann, der mit den Verkehrsverhältnissen vertraut ist, vor 
den Ausschuß geladen, um zu beweisen, daß die geplante Linie
	        
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