Full text: Kaufmanns Herrschgewalt

X. Geschäft. 
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zu verlangen, daß er sich ganz strikt an die Methoden des ehr 
lichen Geschäfts hält. Seine Gläubiger gehen wohl das übliche 
mit jedem Geschäft verbundene, aber nicht das von jeder Speku 
lation untrennbare Risiko mit dem ihm eröffneten Kredite ein. 
Die echte und die falsche Prägung des Geschäftes haben durchaus 
nichts miteinander gemeinsam. 
Daß 95 Prozent aller derjenigen, die auf eigene Hand Ge 
schäfte machen, fehlgehen, scheint unglaublich und doch ist es 
so, wenn man der Statistik glauben darf. Obgleich nun behauptet 
ward, daß man mit Zahlen alles nur mögliche beweisen kann, 
so ist doch tatsächlich die Zahl der Schiffbrüchigen verhältnis 
mäßig sehr groß. Denken Sie nicht, ich wolle Sie davon ab 
bringen, Ihr eigener Herr zu werden; ich bin weit davon entfernt. 
Auch läßt sich der werdende Geschäftsmann durch nichts und 
durch niemanden in der weiten Welt von seinem Ziele abbringen. 
Er gleicht dem echten Ritter, der mit Fitzjames sagt: 
lf the path be dangerous known, 
The danger seif is Iure alone. 
„Mag sein, der Pfad ist voll Gefahren, 
Grad’ darin liegt der Reiz, Gefahr zu wagen.“ 
Der junge Mann, der einmal entschlossen ist, ein Geschäfts 
mann zu werden, läßt sich seinen Weg weder versperren, noch 
läßt er sich auf andere Pfade lenken; er fängt sein Geschäft 
mit der festen Absicht, einen Versuch zu machen, an; er will 
versuchen, sich selbst seine Suppe zu kochen, sollte er sich auch 
etwas Unangenehmes dabei einbrocken. Er will sich versuchen 
und abwarten, was dabei herauskommt. Um sein ganzes Leben 
lang ein bezahlter Angestellter zu bleiben, dazu behält man noch 
immer Zeit genug, nachdem man eine geschäftliche Tätigkeit auf 
eigene Hand versucht und sich darüber Gewißheit verschafft, 
ob man zu den Bevorzugten gehört, welche all die dazu not 
wendigen Eigenschaften besitzen. Rh darf mir, ohne einer allzu 
großen Abschweifung beschuldigt zu werden, vielleicht noch einige 
Bemerkungen über den Einfluß der geschäftlichen Laufbahn, auf 
den menschlichen Charakter, verglichen mit dem anderer Berufe, 
erlauben. 
Da muß ich denn zu allererst erklären, daß meiner Erfahrung
	        
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