Full text: Kaufmanns Herrschgewalt

XV. Eisenbahnen einst und jetzt. 
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Man setzte voraus, daß kein Untergebener mit dem Telegraphen 
dienst für den Lauf der Züge oder mit den nötigen Maßregeln 
bei einem etwaigen Zwischenfall betraut werden könnte. 
Herr Skott und ich, sein Nachfolger, waren in dieser Beziehung 
zwei der größten Narren, die ich in meinem Leben gekannt habe. 
Wir selbst überwachten jeden Zufall und arbeiteten selbst die ganze 
Nacht durch. Oft kam ich eine ganze Woche lang nicht nach Hause. 
Kaum schlief ich inzwischen, es sei denn, daß ich mich für kurze 
Zeit in einem Frachtwaggon niederlegte. Wenn ich jetzt auf diese 
Periode zurückblicke, erkenne ich, wie schlechte Oberaufseher wir 
waren. Doch ich hatte in Herrn Skott ein großes Beispiel. Ich 
brauchte einige Zeit dazu, um zu lernen, aber ich lernte es schließ 
lich doch, daß die großen Eisenbahnleiter, solche wie wir sie jetzt 
haben, niemals selbst irgend etwas Nennenswertes tun. Ihr Haupt 
augenmerk richten sie darauf, andere arbeiten zu lassen, während 
sie selbst über die Arbeiten nachdenken. Ich nahm mir das für 
mein späteres Leben zur Lehre, so daß tatsächlich kein Geschäft 
mir in Zukunft irgend welchen Kummer machte. Meine jungen 
Teilnehmer arbeiteten, und ich lachte derweile. Allen empfehle ich 
ein Gleiches zur Beachtung, da mit wenig Lachen nur wenig Erfolg 
zu ernten ist. Der Arbeiter, der sich seiner Arbeit freut und sich 
seine Unannehmlichkeiten weglacht, ist des Emporkommens sicher, 
denn was wir mit Lachen und gern tun, das tun wir auch gut. 
Wenn Sie einen Präsidenten, einen Oberaufseher oder einen Schatz 
meister sehen, der von seinen Pflichten niedergedrückt, mit Kummer 
beladen und siCh immer so ernst gebärdet wie ein Richter, der ein 
Todesurteil auszusprechen hat, dann dürfen Sie sicher sein, daß 
er mehr Verantwortung zu tragen hat, als er zu tragen imstande 
ist, dann bedarf er der Erleichterung. 
Vergleichen Sie beispielsweise die Schnelligkeit der Züge. Bei 
der großen Pennsylvania-Eisenbahn glaubten wir, das Maß äußerster 
Vollkommenheit erreicht zu haben, wenn der Passagierzug Pitts 
burg—Philadelphia 13 Stunden brauchte, d. h. etwa 27 Meilen die 
Stunde. Wir tauften diesen Zug Blitzzug: Nicht, weil der Zug so 
langsam war, sondern weil wir glaubten, daß der Zug so furchtbar 
schnell sei. Heute läuft der Reichsstaatsexpreß mit doppelter Ge 
schwindigkeit. Er hält deji Rekord der ganzen .Welt. Doch lassen
	        
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