8
Einleitung.
?
Fast wie ein Wunder mutei das an; mitten in allem
Streit, Hader und Lüge ein armes Wort, über das alle
übereinstimmen, ja von i»em viele behaupten, damit
und nur damit könne man den Sieg gewinnen, von
dem sich alle mindestens irgend etwas Vorteilhaftes
und Gutes versprechen. Nur wer gewohnt ist, mit
Begriffen Zu arbeiten, kann ermessen, was das heißen
will: ein Begriff, über den sich die Menschenköpfe
einig sind. Mit anderen Worten also ein absoluter
x Wert, ein zweifelloses Gut, ein allgemein gültiger
Begriff. Das ist so etwas, wie ein Goldkorn in einem
Sandhaufen; denn auf welchem Wissensgebiet man
sich auch sonst bewegen mag, man wird finden, daß
fast alle Begriffe umstritten, bezweifelt, geleugnet
werden. Hier also möchte der Begriffsforscher ausrufen:
gib mir einen Standpunkt, nur einen festen und
sicheren Grundsatz und ich will Vieles in Ordnung
bringen. Fast aller geistige Streit ruht ja, genau be
trachtet, auf Gegensätzen schon in den Grundbegriffen,
was dem einen an Worten heilig und teuer ist, scheint
dem anderen Torheit, und allgemein wird gelehrt, es
gibt nur relative, gibt keine absoluten Werte.
Nun kann man freilich den Begriff: „absolut" auch
so hoch spannen, daß darunter nur Ewiges über Zeit,
Raum und Menschenschicksal Erhabenes zu verstehen
Iväre. Dann freilich ist auch die gepriesene Organi
sation nur relativ gültig, denn sie bezieht sich zweifel
los auf menschliches Leben. Aber darauf beziehen sich
eben mit Ausnahme der religiösen alle unsere Be
griffe; und der weit wichtigere Unterschied ist der, ob
etwas für uns Kulturmenschen unbedingt gelten soll.