89
III. Untersuchung über öle Zweckmäßigkeit
öes gemischten Zeitungsgebührenlariss.
8 10. Ursachen des Desizits.
Die Feststellung der Tatsache, daß der Postzeitungs-
vertrieb dauernd ein Defizit ergibt, legt die Frage nach den
Ursachen des Unterschieds zwischen den Einnahmen und Aus
gaben beim Zeitungsvertrieb nahe. Als solche Ursachen können
einerseits tariftechnische, andererseits betriebstechnische Gesichts
punkte in Frage kommen.
a) Taristechnische Gesichtspunkte.
Die ungünstige finanzielle Wirkung des Zeitungsgebühren
tarifs kann auf seiner organischen Gliederung oder auf der
Höhe der Tarifsätze beruhen.
a) Organische Gliederung des Tariss. Was die
Gestaltung des Tarifs anlangt, so darf nach dem Ergebnis
der Ausführungen in § 3 c als erwiesen angesehen werden,
daß der gemischte Zeitungsgebührentarif in Anbetracht der
heutigen Verkehrsverhältnisse als die angemessene Tarifform
angesehen werden kann. Gegen die Gliederung des Tarifs
sind jedoch bereits bei den Beratungen über den Tarifentwurf
im Reichstag und später sowohl im Reichstag als auch in
der Literatur Einwendungen gemacht worden. Es wurden
bemängelt: die Nichtberücksichtigung des Unterschieds in der
Schnelligkeit der Zeitungsbeförderung, ferner das Außeracht
lassen des Entfernungsmoments und schließlich die Anwendung
des Gewichtsfaktors.
1) Nichtberücksichtigung des Schnelligkeitsmoments.
Schon im Jahre 1898 ist bei der Beratung des Post
etats und bei den Besprechungen über die Reform des Zei
tungsgebührentarifs darauf hingewiesen worden, daß cs eine
abermaligen Tarifänderung bezeichnet worden. Vgl. u. a.: Stenogr.
Ber. 1900/02 Bd. II S. 1384 — Kommissions-Berichterstatter Paasche —;
a. a. O. Bd. 235 S. 7362 - Abg. Dnffner —; a. a. O. Bd. 235
S. 7318 - Abg. Dröscher - ; a. a. O. Bd. 260 S. 1933 - Abg.
Lattmann — ; a. a. O. Bd. 260 S. 1950 f. — Abg. Dröscher - ;
Schanz, „Die Reichsfinanzreform bon 1906" im Finanz-Archiv XXIII
1906 S. 701; „Deutsche Berlehrszeitnng" 1906 S. 89 und 1909 S. 26.