90
außerordentliche Leistung der Post wäre, „wenn sie aufweite
Entfernungen die Zeitungen zu einem so billigen Porto mit
den Schnellzügen befördere"/) es müßte im Interesse der
lokalen Presse im Zeitungstarif auch die Schnelligkeit der
Zeitungsbeförderung in Anschlag gebracht und gerechterweise
eine entsprechende Normierung vorgenommen werden.
Im Nachrichtenverkehr ist eine längere Zeitdauer im all
gemeinen unerwünscht. Bei ihm erhöht den Wert der Ver
kehrsleistung für die Beteiligten stets die kürzere Befördcrungs-
dauer, d. h. die Schnelligkeit in der Beförderung/) Dies
gilt auch für den Postzeitungsvertrieb. Zeitungen können
ihren Zweck nur bei schnellster Verbreitung erfüllen, denn
„Nachrichten sind Zeitgüter; sie haben nur Wert, solange sie
neu sind, und um ihnen den Reiz der Neuheit zu erhalten,
muß ihre Veröffentlichung den Ereignissen auf dem Fuße
folgen"/)
Für den Vertrieb der Zeitschriften, insbesondere für ihre
Beförderung, kann das Moment der Schnelligkeit u. U.
weniger wichtig sein. Allein, wie bereits aus den Erwägungen
am Schluß des § 7 hervorgeht, ist eine verschiedenartige
Tarifierung der einzelnen Zeitungsgattungeu beim Postvertrieb
in der Gegenwart schon aus volkswirtschaftlichen Rücksichten
nicht angebracht; vor allem ist sie jetzt in der Praxis wegen
der Massenhaftigkeit des Zeitungsverkehrs mit Nutzen nicht
durchführbar, st Sie würde mit derartigen betriebstechnischen
Schwierigkeiten verbunden sein, daß die dadurch verursachten
besonderen Kosten in keinem Verhältnis zu den Einnahmen
stünden. Ueberdies könnte beim Postzeitungsvertrieb erhöhte
Schnelligkeit nur insoweit zu einer höheren Wertschätzung
’) Stenogr. Skr. 1897/98 23b. II S. 799 (Abg. Gamp).
2) van der Borght S. 130 f.
3 ) Bücher, Vw. S. 223.
*) In den ersten Jahren des staatlichen Postzeitungsvertriebs,
als die Zahl der Zeitschriften verhältnismäßig klein war, gab es eine
derartige Einrichtung. In der Zeit von 1826 bis 1848 konnten bestimmte
Zeitschriften zum bloßen Sortimenterpreis durch die Post bezogen werden;
sie wurden dafür nicht mit der schnellen Reitpost, sondern nur mit der
langsamen Fahrpost befördert (Archiv 1884 S. 294 f.).