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II. Bedeutung der Dertungsgebührentarife.
A.) Bolkswirlfchaftliche Bedeutung der Zeitungs
gebührentarife.
8 4. Volkswirtschaftliche Bedeutung des Zeitungswesens.
Der Staat betrieb die Post in der ersten Zeit ihres
Bestehens vorwiegend zum Zwecke der Erzielung möglichst
hoher Reinerträge. Vereinzelt schon im 18., in steigendem
Maße aber im 19. Jahrhundert wurde mit diesem Grundsatz
gebrochen und der Anschauung Geltung verschafft, daß die
Hauptaufgabe der Post nicht darin bestehen dürfe, möglichst
viel Gewinn zu erzielen, sondern den Verkehr zu erleichtern,
d. h. volkswirtschaftliche Interessen wahrzunehmen.
Die deutschen Zeitungsgebührentarife gehören sämtlich der
neueren Zeit an, in der die Post ihres vorwiegend fiskalischen
Charakters bereits entkleidet war und zur Deckung des Staats
bedarfs durch Erzielung im einzelnen mäßiger privatwirt
schaftlicher Reinerträge beitrug. Demgemäß find bei Auf
stellung der Tarife sowohl volkswirtschaftliche als auch finan
zielle Gesichtspunkte maßgebend gewesen. Inwiefern die ein
zelnen Tarife diesen Momenten Rechnung zu tragen suchten,
soll im folgenden betrachtet werden. Um ein Urteil über die
volkswirtschaftliche Bedeutung der Zeitungsgebührentarife zu
gewinnen, macht es sich notwendig, zunächst auf die volks
wirtschaftliche Rolle, die das Zcitungswesen spielt, kurz ein
zugehen.
Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat im deutschen
Zeitungswesen eine weitgehende Spezialisation stattgefunden?)
Neben den eigentlichen politischen und nicht politischen
Zeitungen entwickelten sich z. B. immer mehr die Zeitschriften,
Zeitungen und Zeitschriften unterscheiden sich äußerlich durch
die Form des Erscheinens in losen Bogen oder in Heften und
in kürzeren oder längeren Fristen. Der Hauptunterschied
i) von SBeuft III S. 58t) ff. unterscheidet schon Mitte des 18. Jahr
hunderts: „Journale, Staats- und Politische Zeitungen, Gelehrte
Zeitungen, Oeconomische Zeitungen, welche sonst unter dem Namen
derer Jntelligeutz-, Anfrag- und Nachrichten-Zettel fürkommen".