Full text: Der Wirtschaftskampf der Völker und seine internationale Regelung

ermöglicht wird, daß dem Exporteur der Ersatz des Verlustes gewährt wird. 
Die Brüsseler Konvention vom 5. März 1902 zur Beseitigung der Ausfuhr 
prämien für Zucker hat in einem krassen Falle die Gemeinschädlichkeit 
erkennen lassen. Ähnlich haben in Deutschland die Einfuhr scheine, d. h. 
die Ausfuhrvergütungen für den Zoll oder die inländische Steuer auf das 
vom ausführenden Erzeuger selbst eingefübrte Material gewirkt. Soweit 
die Vergütung das Maß der wirklich erfolgten Auslagen übersteigt, 
wirkt sie als Ausfuhrprämie. Besonders stark haben derart die 
agrarischen Einfuhrscheine ohne Nachweis der Identität des 
Ein- und Ausführenden gewirkt (K a u t s k y, Handelspolitik und Sozial 
demokratie 82). 
Schutzzoll, Grenzsperre und Ausfuhrprämie bewirken aber, wenn sie 
über die wirtschaftliche Notwendigkeit hinaus aufrecht bleiben, eine 
Verlegung des wirtschaftlichen Wettbewerbes ins Ausland. Sie führen 
zu einer derartigen Kräftigung einzelner Produktionszweige, daß diese mit 
Hilfe der Kartellierung instand gesetzt werden, für den Wettbewerb im 
Auslande niedrigere Preise als im Inland anzusetzen. Diese 
„Schleuderkonkurrenz“ bedeutet eine künstliche Erhöhung 
der Wettbewerbsfähigkeit, die als wirtschaftliche Vergewaltigung emp 
funden wird. Man hat in solchen Fällen von „aggressiven“ Methoden 
der wirtschaftlichen Ausdehnung gesprochen. (Näheres bei Schum 
peter, Soziologie der Imperialismen 61—64.) Zur Begründung des von 
der Pariser Wirtschaftskonferenz empfohlenen Wirtschaftskrieges nach 
dem militärischen Friedensschlüsse, hat der französische Handelsminister 
Clementei auf das „Dumpin g“ als eine Lieblingswaffe der 
Deutschen zur Eroberung der ersten Stelle im Welthandel hingewiesen 
(Curti, Handelskrieg 117). Nach dem herkömmlichen Sprachgebrauche 
ist darunter der Verkauf der im Inlande hergestellten Erzeugnisse im 
Auslande zu niedrigeren Preisen als im Inlande zu verstehen. Deutsche 
und amerikanische Kartelle haben derart, indem sie sich an den hohen 
Preisen des Inlandes schadenlos hielten, ihre Überschüsse an Stahl und 
Zucker zu niedrigeren Preisen auf den englischen Markt geworfen (Renner, 
Erneuerung 2, 103). In seiner äußersten Schärfe führt das „Dumping“ 
zunächst zu einer Unterbindung des ausländischen Wettbewerbes im Aus 
lande, weil die Ware sogar unter den üblichen Herstellungskosten des 
Absatzgebietes abgegeben wird. Die billigen Auslandsverkäufe 
können dann selbst zu einer Schädigung der inländischen Industrie führen, 
wenn die Kartellerzeugnisse den Konkurrenten des Auslandes billiger 
geliefert werden, so daß sie im In lande oder auf dritten Märkten 
mit der inländischen Industrie in erfolgreichen Wettbewerb treten können 
(K o b a t s c h, Wirtschaftspolitik 254). So ist dieser Schleuderexport, 
der die Rohstoffe, hauptsächlich Getreide und Halbfabrikate erfaßte und 
den Nachbarn Deutschlands billigere Lebens- und Produktionsmittel als den 
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