Full text: Oekonomik der Transformationsperiode

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Krieges als eines gewaltigen organisierten Prozesses, Das Ausmaß 
.dieses Krieges, seine Technik, die komplizierten inneren Verhält 
nisse des Militärapparates, die ungeheuerliche Nachfrage nach 
Industrie- und Landwirtschaftsprodukten, die seitens der Kriegs 
organisation sofort einsetzte, schließlich die entscheidende Be 
deutung des Ausganges der Kriegsoperationen für die herrschen 
den Klassen stellten die größtmögliche Ueberwindung der 
Anarchie innerhalb der kämpfenden kapitalistischen Teilsysteme 
auf die Tagesordnung. Unter sonst gleichbleibenden Verhältnissen 
waren die Kriegserfolge dem Grad der wirtschaftlichen Organi- 
siertheit der staatskapitalistischen Trusts gerade proportional. 
Die genannten Ursachen wurden außerordentlich verschärft durch 
den Mangel an vielen Produkten, insbesondere an Rohstoffen, 
einen Mangel, der sofort nach dem Abbruch der internationalen 
Beziehungen in Erscheinung trat und mit der allgemeinen Er 
schöpfung und Verarmung immer zunahm.*) Dieser Mangel er 
forderte begreiflicherweise eine möglichst sparsame und folglich 
rationalisierte, organisierte Verteilung, Da aber der Prozeß der 
Verteilung eine der Phasen des Reproduktionsprozesses ist, so 
versteht es sich von selbst, daß die Organisierung der Verteilung 
ebenso unvermeidlich zu einer größeren oder geringeren Organi 
sierung des Produktionsprozesses führen mußte. Leicht begreif 
lich, daß die Klasse der Kapitalisten in ihrer Gesamtheit (und 
dynamisch sind es die Vertreter des Finanzkapitals) durch diese 
*) Dieses betont besonders scharf Arthur Feiler, Redakteur der „Frank 
furter Zeitung", in seiner Schrift; „Vor der Uebergangswirtschaft", Verlag 
der „Frankfurter Zeitung", 1918. S. insbesondere das Kapitel „Kriegssozialis 
mus und Wirtschaftsfreiheit", S, 33 ff. Seine Formel lautet: „Wir haben den 
Mangel organisiert“. Viel weiter wird die Frage von Emil Lederer gefaßt 
(„Der Wirtschaftsprozeß im Kriege"); „Früher war der Krieg ökonomisch ein 
Problem der Staatsfinanzen. Heute aber ist der Staat omnipotent, daher 
erscheint seine Aktion nach außen hin nicht in Form der Unternehmung, sie 
ist nicht mehr ein finanzwirtschaftliches, nicht mehr ein Geldproblem, sondern 
es wird die Naturalsubstanz der ganzen Volkswirtschaft für den Krieg mobili 
siert." (S. 362.)
	        
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