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III. HAUPTTEIL.
der Flüchtlinge und ihre Weiterleitung in das Innere
Deutschlands getroffen würde. Am 1. Januar 1919 wurde
er damit beauftragt, Übernahmestellen an den Rheinüber
gängen, sowie eine Zentralstelle für die Übernahme der
Vertriebenen in Freiburg einzurichten.
Im Laufe des Januar wurden Übernahmestellen in
Offenburg, Rastatt, Breisach, Mülheim, Weil-Leopolds-
höhe, sowie die Reichszentralstelle für die Übernahme in
Freiburg eingerichtet. Die Übernahmestelle Kehl mußte
am 29. Januar 1919 wegen der Besetzung Kehls durch die
Franzosen nach Offenburg verlegt werden.
Sämtliche Stellen wurden mit Flüchtlingen besetzt,
in erster Linie mit ausgewiesenen Beamten.
Aufgabe der Reichszentralstelle und ihrer Übernahme
stellen war es nun, die Flüchtlinge zu beraten, die Beamten
und Lehrer an die Zentralstelle für die Beamten im Reichs
ministerium des Innern, die Angehörigen der übrigen Be
rufe an die Selbsthilfeorganisationen der Vertriebenen zu
verweisen, den Bedürftigen mit kleinen Geldsummen, so
wie mit Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken auszuhel
fen, und alle Vertriebenen möglichst nach ihren Heimat
staaten, denen sie oder doch ihre Eltern angehörten,
weiterzuleiten. Bei der Weiterleitung wurde auf die be
sonderen Wünsche der Vertriebenen Rücksicht genommen,
die in vielen Fällen Obdach bei Bekannten und Ver
wandten suchten, oder aus anderen Gründen Süddeutsch
land nicht verlassen wollten. Für den vorübergehenden
Aufenthalt der Flüchtlinge wurden bei den Übernahme
stellen Sammellager teils in Kasernen, teils in ehemaligen
Gefangenenlagern, so z. B. in Rastatt, eingerichtet. Außer
dem wurden die Flüchtlinge bei den Übernahmestellen
mit Flüchtlingsausweisen versehen, um ihre Flüchtlings
eigenschaft bei Beanspruchung weiterer Hilfe an anderen
Orten kontrollieren zu können.
Durch Gründung von Übernahmestellen in den ein
zelnen deutschen Ländern wurde das System der Auf
nahme der Flüchtlinge weiter vervollständigt. So wurde
für Preußen am 12. März 1919 eine Übernahmestelle in