WÄNDERÜNGSVERLAUF UND GETROFFENE MASSNAHMEN. 87
der Vertriebenen in sich vereinigte. Den Mittelpunkt für
die Durchführung aller Aufgaben bildete die Abteilung
für Elsaß-Lothringen im Reichsministerium des Innern.
Diese Ministerialabteilung, der Hilfsbund und für die prak
tische Durchführung der Eürsorge das Rote Kreuz sind bis
heute die Träger der Hilfsaktion für die Flüchtlinge aus
Elsaß-Lothringen.
2. ORGANISATIONEN FÜR BESONDERE AUFGABEN,
a) BERUFSSCHUTZOEGANI8ATIONBN.
Während sich der Zusammenschluß der vertriebenen
Elsaß-Lothringer in den ersten Monaten in zentralistischer
Richtung entwickelt hatte, und als wichtigste Vorbedingung
für jeden Erfolg bei der Vertretung der Interessen der
Vertriebenen die Sammlung aller Kräfte betrachtet wurde,
setzte sich schon bald unter den notleidenden Flüchtlingen
die Überzeugung durch, daß zwar in einzelnen Haupt
punkten ein gemeinsames Vorgehen aller Flüchtlinge am
Platze sei, aber infolge der Verschiedenheit der Lage der
Vertriebenen ersprießliche Arbeit nur durch Vereinigung
der in gleichen Verhältnissen befindlichen geleistet werden
könne. Die Hoffnung, durch Proteste und Hilferufe an
das neutrale Ausland und die eigene Waffenstillstands
kommission, das wortbrüchige Frankreich zur Zurücknahme
der Ausweisungsbefehle und der Vermögensbeschlagnahme
zu zwingen, mußte schon nach den ersten Wochen nach
dem Waffenstillstand aufgegeben werden. Die Gescheh
nisse ließen sich nicht mehr rückgängig machen. Es gab
nur das eine: Neuaufbauen. Und hier hinsichtlich des
Wiederaufbaus der verlorenen Existenz lagen die Bedin
gungen für die Vertriebenen sehr verschieden. Am deut
lichsten zeigte sich von vornherein der Unterschied zwi
schen Beamten und Nichtbeamten, der seinen Ausdruck
darin fand, daß die Beamten ihr Gehalt, wenn auch oft
mit großer Verzögerung, weiter ausbezahlt erhielten, wäh
rend die in Not geratenen Flüchtlinge der anderen Berufs
gattungen auf Unterstützungen angewiesen waren, die an
fangs nur sehr spärlich flössen. Den Beamten kam es