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Das Städtewesen
32,777.000 Einwohnern; Amerika hat 72 Städte über 120.000
mit zusammen 34,606.000 Einwohnern; Afrika hat 8 Städte über
120.000 mit zusammen 2,266.000 Einwohnern; Australien hat
5 Städte über 120.000 mit zusammen 1,371.000 Einwohnern.
Auch von diesem Gesichtspunkt ist also das an und für sich
übervölkerte Europa den größten Gefahren ausgesetzt, und die
Schärfe des sozialen Kampfes muß um so ärger werden, je mehr
in der Zukunft die städtische Bevölkerung anwäehst.
Nicht umsonst erschallt daher schon seit Jahrzehnten der
Warnungsruf weitblickender Geister: »Zurück zur Scholle!«
Das Zusammendrängen in den Städten, die Flucht vor dem
Landleben, ist eine der besorgniserregendsten Erscheinungen, die
unserer alten Kultur nur zu leicht ein vorzeitiges Ende be
reiten kann.
Der einseitigen Bevorzugung der Industrie muß deswegen
wieder eine höhere Bewertung des Ackerbaues entgegenwirken.
Nur wenn es gelingt, dem Zusammendrängen in den Städten
Einhalt zu tun und die Bevölkerung gleichmäßiger im Lande zu
verteilen, ist die für den Lebensunterhalt der europäischen Staaten
so notwendige Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion
zu erreichen.
Nur auf diesem Wege wird es möglich sein, den bei ständigem
Anwachsen der Bevölkerung drohenden Kampf aller gegen alle
zu bannen und den Menschen eine Existenz zu bieten, die sie
zufrieden und zu ruhiger kultureller Weiterentwicklung fähig
macht.
Es haben daher schon vor dem Krieg in jenen Ländern, die
diese Verhältnisse am meisten zu fühlen bekamen, das ist in Eng
land, in Deutschland und auch in Österreich, Bestrebungen ein
gesetzt, die eine Auflockerung der Bevölkerungsdichte der Städte
und eine bessere Besiedlung des flachen Landes zum Ziele haben.
Ich meine die »Gartenstadtbewegung« und die verschiedenen
» Siedlungsbestrebungen«.
Dies sind Richtungen, welche die höchste Beachtung und
Förderung beanspruchen dürfen. Insbesondere im neuen Österreich,
das bei seinem Lebensmitteimangel und den Verlegenheiten, die
ihm die Ernährung der Millionenstadt Wien bereitet, die Wahr
heit des Rufes »Zurück zur Scholle« gar deutlich empfinden ge