Full text: Aktive Währungspolitik

Die Geldtheorie zur aktiven Währungspolitik. 
Und die Ouantitätstheorie, dieser letzte, zähe Sprößling des Wert- 
humbtigs, verdankt diese Lebenskraft nur dem Umstand, daß er ganz aus der 
Art geschlagen ist. Im Irrenhaus geboren, ist er von vierschrötigen Markt 
weibern groß gezogen worden, die niemals Wertvisionen haben. Was die 
Ouantitätstheorie positives leistet, verdankt sie der Lehre, daß Nachfrage 
und Angebot die Preise sorwerän bestimmen, und wo sie auf Schwierigkeiten 
und Widersprüche stößt, so ist es sicher gleich dort, wo sie die Rockschöße 
der Marktweiber losläßt, um im Wertschwindel die Elemente zu einem 
selbständigen Leben zu suchen. 
Die Ouantitätstheorie, die letzte die Wertepoche noch überlebende positive 
Geldtheorke, ist falsch, weil sie sich von der Wertsklaverei noch nicht völlig 
hat frei machen können, weil diese den Tausch der Produkte nicht als eine 
Handlung betrachtet, sondern als die Wirkung einer erdichteten Eigenschaft, 
eben des sogen. Wertes. 
Nach der Ouantitätstheorie ist es das Quantum des km Geld einge 
schachtelten Wertes, was den Tausch veranlaßt, bestimmt, begrenzt. Also 
keine Spur einer Handlung. Wie das Gewicht des Eisens auf die Wag- 
schalc, so wirkt auch in dieser Theorie das Quantum des im Gelde aufge 
häuften Wertes auf den Tausch, wobei allerdings der verdächtige Widerspruch 
ungelöst bleibt, daß dieser sogen. Wert nicht mit dem Quantum des Geldes 
wächst. Eine doppelte Menge Eisen gibt doppeltes Gewicht, aber eine Ver 
doppelung des Geldes verdoppelt nicht den Wert — was doch unbedingt der 
Fall sein müßte, wenn dieser mysteriöse Wert eine Eigenschaft wäre. Also 
eine ganz und gar unbegreifliche, übernatürliche Sache, ein wüster Gedanken- 
brei, oder wie Marx, der Hauptwertapostel es selber sagt —eine gespenstische 
Eigenschaft. 
Freilich ist das nur die „naive" Ouantitätstheorie/ aber die sogenannte 
kritische Ouantitätstheorie, die neben dem Quantum des im Gelde konser 
vierten Wertes noch der Umlaufsgeschwindigkeit einen Einfluß auf das 
Tauschverhältnks einräumt, führt in diese Theorie ein Element ein, das in 
Wirklichkeit Alleinherrscher ist und das sich noch niemals zu solcher Neben 
rolle hergegeben hat. 
Die Umlaufsgeschwindigkekt des Geldes ist nämlich eine willkürliche 
Handlung der Geldbesitzer (s. Kriegsschatz in Spandau, der in 40 Jahren 
nicht einmal angeboten wurde) und ist im Grunde nichts anderes als das, 
was man sonst die Nachfrage nennt. 
Das gegen Waren vom Geldbesitzer willkürlich angebotene Geld — das 
ist die berühmte Nachfrage, die, je nachdem es die Geldbesitzer mit dem Kauf 
eilig (Hausse) oder nicht eilig (Baisse) haben, die Uiulaufsgeschwindkgkeit des 
Geldes gibt und die km Verein mit dem Warenangebot das Tauschverhältnks 
souverän bestimmt. 
Wo also die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes als Element der Preis 
bestimmung anerkannt wird, da hat der Wertglaube keinen Platz mehr. 
Daher die Widersprüche, auf die die Wertsklaven mit der kritischen Quantktäts- 
theorie stoßen, und die sie nur unter der Bedingung werden lösen können, 
daß sie das Wertgkst aus ihrem Körper schaffen. 
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