Full text: Aktive Währungspolitik

Die Geldtheorie zur aktiven Währungspolitik. 
Die Wertvisiou unterwarf den Handel, die Arbeitsteilung, die Kultur 
der Herrschaft eines Hirngespinstes, eines Despoten, der um so tyrannischer 
regierte, je unzugänglicher und darum auch unverantwortlicher er war. Das 
vom Wertglauben maltraktierte Geld wurde störrkg und bockte,- in der Hand 
des Wertapostaten wird es sich als williges Werkzeug, als ein wachsartig 
plastischer Stoff erweisen. 
Die Gelötheorie zur aktiven Währungspolitik. 
Nachfrage und Angebot, d. k. das Quantum des angebotenen Geldes 
und das Quantum der angebotenen Waren, bestimmen das Verhältnis, in 
dem beide Dinge ausgetauscht werden. 
Dies ist das Hauptgeseh des Tausches. Was das New - 
tonsche Gravitationsgeseh für die Astronomie, das bedeutet 
dkeserSatz für die Volkswirtschaftslehre, die nicht mehr noch 
weniger sein kann, als ein bloßer Kommentar dazu. 
Auch die Theorie des Geldes kann nur ein solcher Kommentar sein,- 
was darüber hinausschwebt oder darunter bleibt, ist für die Erklärung des 
Geldwesens unwesentlich. Weil das Grundgesetz der Volkswirtschaft nicht 
wie das der Astronomie mit einem berühmten Namen verknüpft ist, sondern 
der Marktwekberweishekt entstammt, dabei banal und abgedroschen klingt, hat 
sich die Wissenschaft nicht damit begnügen wollen und hat nach einer anderen 
Theorie gefahndet. Und da die Wissenschaft nun einmal im Wertwahn be 
fangen war und dieser sogen. Wert als das Fundament der Volkswirt 
schaftslehre angesehen wurde, so war es natürlich, daß auch die gesuchte 
Theorie des Geldes mit diesem traurigen Hirngespinst verknüpft wurde. 
Doch das Geld ist der Brennpunkt der Volkswirtschaft, und es 
konnte darum nicht ausbleiben, daß die Fadenscheinigkeit solcher Hirngespinste 
kn diesem grellen Licht sogar den Wertgläubkgen offenbar wurde. Und in der 
Tat, lange bevor Gottl in seiner epochemachenden Schrisft) den Wertglauben 
als Wahnvorstellung abgetan und so allen darauf errichteten Theorien (den 
bürgerlichen wie den sozialistischen) das Fundament entzogen, waren schon 
die mit Werthalluzinationen verknüpften Geldtheorien auf dem Wege der 
gewöhnlichen Kritik, die nicht die Voraussetzungen untersucht (hier also die 
Frage: Ist der Wert?) sondern sich mit der Hervorkehrung der inneren 
Widersprüche begnügt, als unhaltbar nachgewiesen worden. 
So sagt Knut Wicksell ff) 
„Ich hegte schon den Verdacht und wnrde durch ein eingehendes Studium, besonders von 
Tookes und seiner Anhänger Schriften mehr und mehr in demselben bestärkt, daß es neben der 
Ouantitätstheorie kn Wirklichkeit keine zweite gibt, welcher der Name einer durchgeführten, in 
sich zusammenhängenden Theorie des Geldes beigelegt werden könnte. Ist nun jene Theorie 
falsch oder inwieweit sie falsch ist, so gibt es bis heutigen TageS eben nur eine falsche Theorie 
des Geldes/' 
1) Gottl, Der Wertgedanke. Jena. Gustav Fischer. 
2 ) Knut Wicksell, Geldzins und Güterpreise (S. III). Jena, Gustav Fischer. 
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