37
Leitung dem etwa 10 km entfernten Heilbronn eine mittels
drei Turbinen der Wasserkraft des Neckar entnommene Energie
bis zu 900 Pferdestärken zugeführt, sodann innerhalb der Stadt
durch Kabel unterirdisch nach den Transformatoren gebracht
und von da zur Abgabe von Licht und Kraft verteilt.
Als alleinige Abnehmerin der Elektrizität könnte in Mün
chen nur die Industrie in Frage kommen, für deren Fabrik
betrieb Kraftschwankungen keinen Nachteil bedeuten. Gerade
diese letztere Einschränkung bildet den Hauptgrund dafür, daß
sich hier, wie in so seltenen Fällen, zwischen Staat und Privat
industrie eine völlige Interessengemeinschaft'in der Ausnützung
der Wasserkräfte erzielen läßt, da der Staat erst dann die
billigsten Einheitspreise gibt, wenn die Grenze der Wirt
schaftlichkeit erreicht wird. Im übrigen wird der Ausbau der
Wasserkräfte auch nicht die Grundlagen der bayerischen In
dustrie umgestalten, vielmehr nur für einzelne Industriezweige
von Vorteil sein, deren Entwicklung bis jetzt als ausgeschlossen
zu betrachten war.
Der derzeitige Oberbürgermeister der Stadt München, Ge
heimer Hofrat Dr. von Borscht, spricht sich über die Zukunft
Münchens dahin aus, daß neben der Schwierigkeit, sich heute
auf einem bisher nicht gepflegten Gebiete in die erste Reihe
zu stellen, für München noch dazu komme, daß es als die süd
lichste deutsche Großstadt kein Hinterland für den Absatz
im großen Stil besitze und daß wegen der hohen Transport
kosten sowohl für den' Bezug des Rohmaterials als des fertigen
Produkts die Spesen in München viel zu hoch seien. „Eine
Änderung in diesen Verhältnissen könnte vielleicht die Aus
nützung der weißen Kohle und der Wasserkräfte mit sich
bringen, die in den bayerischen Alpen, also in unmittelbarer
Nähe Münchens, in einer Fülle vorhanden sind, die in Deutsch
land ihresgleichen nicht haben. Wäre die Stadt München in
der Lage, elektrische Energie aus diesen Wasserkräften der
Industrie zu billigstem Preise auf billigem Gelände zur Ver
fügung zu stellen, so könnten damit wahrscheinlich die mannig
fachen wirtschaftlichen Hindernisse, die der Entwicklung
Münchens zur Industriestadt entgegenstehn, beseitigt werden.
Daß eine solche Beseitigung möglich ist, beweist das Unter