Full text: Die oberschlesische Kohlen- u. Eisenindustrie

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geht nach Galizien und der Bukowina, sowie Ungarn/Sieben 
bürgen auch in Handelseisen gröberer Sorten. 
Forschen wir nun nach den Entwicklungsinöglichkeiten des 
Exports oberschlesischer Eisenprodukte nach Österreich-Ungarn. 
Wenn auch die Arbeiter-, Verkehrs- und Kapitalverhältnisse der 
österreichisch-ungarischen Eisenindustrie weit ungünstiger sind 
als die Oberschlesiens, so dürfte Me doch auf ihrem heimi 
schen Markte solange die Oberhand behaupten, als sie durch 
einen Zoll von gewisser Höhe verstärkt wird, den des heute 
geltenden Handelsvertrages. Die Produktionsverhältnisse Ober- 
schlestens werden sich gegenüber denen der österreichisch-ungari 
schen Eisenindustrie kaum in dem Maße bessern, daß die ober 
schlesischen Roh- und Grobeisenprodukte an Konkurrenzkraft 
auf dem österreichisch-ungarischen Markte erheblich gewinnen 
werden. Eine kleine Verstärkung könnte Oberschlesien durch 
den geplanten Donau—Oderkanal erfahren. Jedenfalls ist auf 
eine bedeutende Herabsetzung der Zölle aus die genannten Eisen 
materialien nicht zu rechnen, da die österreichisch-ungarische Re 
gierung die unter so schweren Opfern mühsam großgezogenen 
Eisenindustrien nicht plötzlich preisgeben kann. Dagegen er 
scheint es nicht unmöglich, eine Erniedrigung der Zölle auf feine 
Eisenprodukte, wie Ackerbaugeräte, Handwerkszeug zu erwirken, 
da die in dieser Produktion hoch entwickelte alpine Industrie 
besonders Steiermarks der deutschen Industrie, was die 
Leistungsfähigkeit anlangt, durchaus ebenbürtig ist, also in dieser 
Hinsicht keines Zollschutzes mehr bedarf. Aus der günstigeren 
tarifarischen Lage Oberschlesiens zu einem großen Teil der 
Monarchie, z. B. Galizien, Bukowina, Nordungarn, Mähren, 
Schlesien würde sich dann den oberschlesischen Eisenwerken ein 
günstiges Absatzgebiet in diesen Ländern eröffnen. 
Die größte Bedeutung aber liegt in den Maschinenzöllen 
sowie denen für Konstruktionsmaterialien. Hierin steht die 
österreichisch-ungarische Eisenindustrie hinter der deutschen noch 
so weit zurück, daß die heutigen Zölle auf solche Materialien 
als wirkliche Erziehungszölle wirken. Die Zölle müßten daher 
wenn sie überhaupt wirken sollen, sehr hoch sein. Es mehren 
sich auch die Stimmen in der Monarchie, die beträchtliche Zoll- 
erhöhungen für Maschinen, Apparate usw. fordern.
	        
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