Full text: Die oberschlesische Kohlen- u. Eisenindustrie

147 — 
11 
der oberschlesischen Hochöfen um ein Bestimmtes teurer sein, als 
die Rheinland-Westfalens, was in den höheren Gestehungs 
kosten der oberschlesischen Roh- und Grobeisenmaterialien, für 
deren Gesamtproduktionskosten die Erzmaterialkosten ausschlag 
gebend sind, stets zum Ausdruck kommen muß. Deshalb ist die 
Standortslage der oberschlesischen Eisenindustrie an sich noch 
nicht falsch. 
Abgesehen davon, daß die Eisenindustrie keine „freie", 
sondern „gebundene" Industrie ist 1 ), steht die oberschlesische 
Eisenindustrie auf dem optimalen Kraftmaterial- und Arbeits- 
kostenpunkt, wie auch nach Durchführung der geplanten Verkehrs 
und handelspolitischen Maßnahmen günstige Konsumplatzrelatio- 
nen für große und entwicklungsfähige Märkte vorhanden sein 
werden. Mit steigender Verfeinerung und Spezialisierung der 
Cisenproduktion steigen die Kraftstoff- und Arbeitskostenindices 
so weit, daß der Vorteil Oberschlesiens in diesen beiden Produk 
tionsfaktoren schließlich in dem Fein- und Spezialeisenprodukt 
den Erzkostennachteil des oberschlesischen Roh- und Grobeisens 
ein- und überholen kann. Wir haben diese Beweisführung mit 
den Betriebsergebnissen der einzelnen oberschlestschen Eisen 
hütten erhärten können. 
Die Zukunft der oberschlesischen Eisenindustrie liegt nicht 
so sehr in der quantitativen als vielmehr in der energischen 
qualitativen Ausweitung der Produktion. Natürlich ist die 
oberschlestsche Roheisen- und Rohstahlproduktion auch ferner als 
Grundlage der Verfeinerungs- und Spezialeisenerzeugung auf 
recht zu erhalten. 
Diese Neuorganisation der oberschlestschen Eisenindustrie 
ist aber nur dann möglich, wenn die Absatzverhältnisse sie er 
lauben. Hat eine steigende oberschlestsche Fein- und Spezial 
eisenproduktion Aussicht auf gesunde und ausreichende Absatz 
märkte? 
Betrachten wir zunächst das nahe Ausland, so ergab sich, 
daß der russische wie österreichisch-ungarische Eisenmarkt — 
und der der Balkanstaaten — weniger für die oberschlesischen 
Roh- und Grobeisenprodukte in Frage kommen wird, dagegen 
bei fortschreitender Entwicklung dieser zukunftsreichen Wirt 
1) s die Ausführungen a. S. 38.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.