Full text: Die oberschlesische Kohlen- u. Eisenindustrie

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bahnbau') erhöhte allerdings die Aufnahmefähigkeit ganz be 
deutend im Inlande, so daß auch die gestiegenen Eisenpreise 
nicht Ansporn genug sein konnten für die deutschen und ober 
schlesischen Hochöfen, ihre Leistungsfähigkeit wie nur irgend 
möglich zu steigern. Sie produzierten bis zur Grenze ihres Kön 
nens, erweiterten, hoffend auf das Anhalten der gestiegenen 
Nachfrage, ihre Anlagen, sahen sich aber durch die Konkurrenz 
der leistungsfähigeren englischen Eisenindustrie bald zurückge 
drängt^). In den Kampfgebieten drückte das englische Eisen 
den Preis so tief hinab, daß die einheimischen Eisenwerke den 
Atem verloren, während jenes immer noch einen Gewinn ab 
warf und in seinen unbestrittenen Absatzgebieten in Deutschland 
ungeheuere Profite realisierte: „So gingen beim deutschen 
Eisenbahnbau dem Vaterlande viele Millionen Taler für immer 
verloren")." Der Grund, weshalb die Eisenschutzzölle nicht wei 
ter ausgebaut wurden, ist in den wirtschaftspolitischen Auf 
fassungen jener Zeit zu suchen. Der Freihandelsgedanke dringt 
von England aus auch in Deutschland ein. H. Solger, der 
doch für die oberschlesische Montanindustrie so besorgt ist, sagt'') 
als tppischer Anhänger des „Free-Trade-Principle": „Es ist 
natürlich, daß der Konsument fein Eisen kauft, wo er es am 
billigsten erhalten kann. Vaterländisches Eisen nur um des 
halb teurer zu kaufen, weil es aus dein Jnlande herstammt, 
wäre ein übel angebrachter Patriotismus, denn es würde da 
durch der Verbrauch dieses so unentbehrlichen Metalls für alle, 
welche dessen bedürfen, im ganzen Lande verteuert werden, und 
der Vorteil davon nur den wenigen Hüttenbesitzern zu Gute 
kommen." Nicht durch zwangsweise Ausschließung fremder Kon 
kurrenz, sondern dureb Entfernung der Ursachen, welche die ein 
heimische Eisenerzeugung kostspieliger machen, als die fremde 
ist, sei der inländische Markt der inländischen Industrie zu 
sichern. Dagegen eiferten die Schutzzöllner, der Nationalwohl- 
1) L. Wachler I. S. 14 sf. 
2) Das englische Eisen konnte die gut schiffbaren Mündungen 
der deutschen Ströme und die Küsten benutzen, um tief in Deutsch 
land einzudringen. 
3) L. Wachler I, S. 14. 
4) H. Solger, S. 138 ff.
	        
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