1. Die Einführung der Oewerbefreiheit.
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heit und der Aufhebung des Mühlenregals sind die die Ent
wicklung der Ölmüllerei hindernden Schranken gefallen und der
Ausbreitung der Mühlen alle Wege geebnet. Trotz der schwie
rigen wirtschaftlichen Verhältnisse 13 ), welche bis ca. 1830
herrschten und die wohltätigen Folgen der Gewerbefreiheit nicht
klar zutage treten ließen, kann man denn auch bereits innerhalb
der ersten 20 Jahre eine gewaltige Vermehrung der Mühlen
feststellen.
Für die ganze Monarchie liegen statistische Aufnahmen
leider erst seit 1816 vor, aber für die vier östlichen Provinzen
kann man die Angaben der statistischen Aufnahme von 1810 be
nützen und sich so ein Bild von der Zunahme der Mühlen nach
Einführung der Gewerbefreiheit machen.
Hand-ii.
Fuß-Öl-
Roß-,
Wass.-
Ölmühlen
Zunahme
stampf.
Wind-
Öl-M.
überhaupt
1810
1816
1828
1810—1828
1816-
1828
Ost-, Westpreußen
und Littauen . .
225
139
183
268
129= 92 °/ 0
85 =
46 %
Pommern ....
60
61
113
201
140 = 230%
88 =
78%
Schlesien ....
2705
116
405
352
236 = 203%
-53 =
-13%
Brandenburg . . .
472
148
294
369
221 = 149%
75 =
26%
Summe:
3462
464
995
1190
726=156 %
195 =
20%
Darnach hätten wir in diesen Provinzen zwischen 1810 und
1828 eine Zunahme der Ölmühlen um 156 °/ 0 und zwischen 1816
und 1828 um 20 %. Wegen der Mangelhaftigkeit der damaligen
Statistik kann allerdings diese Berechnung auf absolute Richtig
keit keinen Anspruch machen. Das preußische statistische Bu
reau war erst im Jahre 1805 gegründet worden und die von
ihm hergestellten Aufnahmen ließen wegen der fehlenden Er-
ls ) Schmoller schreibt darüber in seiner „Geschichte der deutschen
Kleingewerbe im 19. Jahrhundert“, Halle 1870, S. 50/51; „ln jener Zeit der
napoleonischen Kriege herrschten ganz exzeptionelle wirtschaftliche Zu
stände, welche die segensreichen Wirkungen der Gewerbefreiheit nur
langsam in die Erscheinung treten ließen. Auch die ersten Jahre nach
dem Kriege waren nicht eben günstig für die wirtschaftliche Entwicklung.
Die Nachwehen der großen Verluste und Zerstörungen, die Hungersnot
1816/17 und die Ackerbaukrisis 1820/25 waren harte Schläge. Die Grenz
regulierung brachte für die rheinischen Staaten manchen Verlust und das
Aufhören der Kontinentalsperre eine Überschwemmung der deutschen Märkte
mit den Erzeugnissen der englischen Industrie.“
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