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Revisionsinstitute wird daher der Verfasser die Unabhängigkeit
immer in den Mittelpunkt des Interesses stellen.
An dieser Stelle möchte ich auch auf die Frage eingehen, ob
die Revisionsarbeit ein geeignetes Tätigkeitsfeld für Gesellschaften
sei. Dafür spricht ohne weiteres das Bestehen der großen Accoun
tantfirmen iBücherrevisorenfirmenj in Amerika und England, die
oft mehr als hundert Beamte beschäftigen. Die Vorteile, die die
Gesellschaftsform bietet, sind mannigfacher Art:
1. Wie wir sahen, ist die Unabhängigkeit der Beamten in
ihrer Stellung als Revisor gegenüber dem Auftraggeber
gewahrt; die Autorität der Beamten wird unterstützt
durch das Renommee ihrer Gesellschaft.
2. Jeder Auftrag kann individuell behandelt werden; es
können bei dem großen Personal, mit einem Stabe von
technischen und juristischen Mitarbeitern, für den be
stimmten Fall besonders geeignete Leute zur Bearbeitung
herausgesucht werden.
3. Es können Aufträge st angenommen werden, die weit über
das Vermögen des Einzelrevisors hinausgehen.
So schreibt die Deutsche Treuhand-Gesellschaft in ihrem
21. Geschäftsbericht (1900): „Beim Zusammenbruch der Nieder
deutschen Bank, Kommanditgesellschaft auf Aktien in Dortmund,
wurden wir zur Untersuchung und Klarstellung der Verhältnisse
des Unternehmens beigezogen. Als ein großer Vorteil für alle
derartigen, eine beschleunigte Behandlung auch im öffentlichen
Interesse dringend erheischenden Fälle hat sich die Größe und
Einheitlichkeit unseres Revisionsbetriebes erwiesen, sie haben es
uns ermöglicht, in kurzer Frist nach Erteilung des Auftrages mit
etwa 30, nach gemeinsamen Gesichtspunkten ft geschulten, einer
einheitlichen Leitung unterstehenden, aber zur selbständigen Be
urteilung aller Vorgänge befähigten Revisionsbeamten die Arbeit
bei dem Hauptsitz und den zahlreichen Zweiganstalten der Bank
gleichzeitig in Angriff zu nehmen. Die Durchführung der von
. ) Aus diesem Grunde heraus fordert auch Römer (bei Beigel, Theorie und
Praxis S. 126) eine Revisionsgesellschaft deutscher Bücherrevisoren und Beigel
a. a. O. S. 130 „einen Zentralverband deutscher Bücherrevisoren mit dem Sitz in
Berlin und einem ausgedehnteren Filialnetz in Form einer eingetragenen Genossen
schaft mit einem ausreichenden Garantiekapital".
ft Ich möchte an dieser Stelle hervorheben, daß der Verfasser aus praktischer
Erfahrung festgestellt hat, daß das von den einzelnen Revisionsgesellschaften ihrer
Arbeit zugrunde gelegte „System" Schemamenschen nicht erzieht; das System ist
an und für sich nur ein Arbeitsplan, eine Skizze, nach der eine Revision anzu
fassen ist; innerhalb des Systems aber kann sich die ganze persönliche Initiative
des Revisors ausleben.
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