Full text: Die Entwicklung der deutschen Stahlindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Martinstahlerzeugung und der Bedeutung des Schrottes für dieselbe

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wird die Eisenindustrie anderer Gegenden nicht ver 
schwinden, weil in Lothringen ein geeigneter Arbeiter 
stamm fehlt und schwer zu beschaffen ist. Viele Betriebe 
müssen mit einer Belegschaft geführt werden, die bis zu 
90 % aus Italienern besteht, Dieser Umstand gleicht die 
höheren Erzeugungskosten im Rheinlande, Westfalen und 
Oberschlesien zum Teil aus. Hier besteht auch die Mög 
lichkeit einer Verfeinerungs- und Veredelungsindustrie, 
welche große Umsatzwerte schafft und die Zollschranken 
bei der Ausfuhr meist leichter überwindet. 
Die geschilderten wirtschaftlichen und technischen 
Verhältnisse lassen erkennen, daß der Kampf auf dem 
Weltmärkte mit sehr ungleichen Waffen geführt wird. 
Amerika und England sind Deutschland weit voraus, so 
daß unter gleichartiger Geschäfts- und Betriebsführung 
Deutschland bald vom Weltmärkte zurückgedrängt sein 
würde. Bisher ist es aber gelungen, die Stellung dadurch 
zu behaupten, daß die Oekonomie des Betriebes ersetzen 
mußte, was durch die Ungunst der Verhältnisse entgeht. 
Seine jetzige Machtstellung auch auf technischem 
Gebiete verdankt unser modernes Eisenhüttenwesen den 
großen Verbänden und Syndikaten, in deren Zeichen es 
voll und ganz steht. Die Tätigkeit der Syndikate hat sich 
darin als segensreich erwiesen, daß eine Stetigkeit der 
Erzeugungsmengen und Preise eingetreten ist. Diese Ste 
tigkeit erlaubt technische Verbesserungen auf Grund zu 
verlässiger Kalkulationen einzuführen. Man hat zuerst 
befürchtet, daß durch das Ausschalten des Wettbewerbes 
— die Verkaufspreise sind für alle Werke die gleichen — 
auch der Wettbewerb in technischer Beziehung aufhören 
würde; gerade das Gegenteil ist eingetreten. Es kommt 
darauf an, welches Werk die besten Einrichtungen und 
die sparsamste Betriebsführung und infolgedessen die ge 
ringsten Selbkosten hat. Abgesehen davon muß jedes
	        
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