Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

stimmung zu erfreuen hatten" und nirgends als falsch erwiesen und 
durch bessere ersetzt werden konnten. 
Daß man in Deutschland dann bald im Wege der Anleihen aus 
die verfügbaren Erträge und umlaufenden Kapitalien der Volkswirt 
schaft zur Bestreitung der Kriegskosten zurückgriff, war ein großer 
Glücksfall, ohne den die Preissteigerungen im Inlands und vor allen» 
auch der Kursrückgang unserer Valuta im Auslande noch viel 
schneller eingetreten wären. Wenn man aber im ganzen nicht so 
völlig im Banne der alten Schabloire der Geld- und Finanzwirt- 
schaft des Friedeirs und ihrer von England überkommene,! Ideen 
gewesen wäre, so hätte man sich wohl auch die Frage vorgelegt, 
ob man nicht die Reichsbank bei Aufbringung der Kriegskosten, 
hätte entbehren können. Namentlich anfangs, als die Ergebnisse 
der Anleihe»! noch für die Kosten ausreichten, trohdenr von spar 
samer Wirtschaft wohl nie die Rede gewesen sein kann, wäre zu 
erwägen gewesen, ob nicht die Anleihen, die vom deutschen Publikum 
im Gegensatz zu dem anderer Länder, aber in richtiger politischer 
und wirtschaftlicher Einsicht so bereitwillig genommen wurden, 
direkt bzw. nur unter Mitwirkung der privaten Banken hätten 
untergebracht und die Reichsbank hätte ausgeschaltet werden 
können. Soweit die betreffenden 'Summen schon vorweg aus 
gegeben worden wären, hätten die Finanztratten des Reichs wohl 
auch bei den privaten Banken und Kapitalisten untergebracht 
werden köimen. Damit wären noch schneller die verfügbaren Er 
träge und Kapitalien für die Kriegszwecke nutzbar gemacht worden 
und eine Schaffung künstlicher Kaufkraft verinieden worden. 
Später freilich, als die Kriegskosten fiir 1917 auf über 40 Mil 
liarden Mark anschwollen, während die beiden Anleihen nur etwa 
23 Milliarden Mark einbrachten, war eine solche Konsolidierung 
der Kreditwirtschaft des Reiches nicht mehr möglich. Da blieb 
nur, wenn man die Kosten nicht einschränken konnte, wofür es an 
einer entscheidenden Instanz fehlte, entweder der Weg der Steuern, 
der, wenn er auch nicht ausreichende Summen herbeigeschafft hätte, 
doch auch in größerem Amfange hätte benutzt werden müssen, oder 
nur der der Schaffung künstlicher Kaufkraft. Daher die 
Zunahme der Finanzwechsel bei der Reichsbank, das An 
wachsen der Banknoten und der Darlehenskassenscheine. 
Wir müssen nun auf das dringendste davor warnen, daß ein 
»veiteres Anschwellen dieser Mittel der Kriegsffnanzierung ge- 
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