Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

duldet wird, eben mit Rücksicht auf die Preisbildung in unserer 
Volkswirtschaft und die davon stark beeinflußte Möglichkeit einer 
baldigen Wiederaufnahme des Tauschverkehrs mit dem Auslande. 
Es sollten alle Lebel in Bewegung gesetzt werden, den Amlauf von 
Banknoten und Darlehenskassenscheinen nicht weiter steigen zu 
lassen, und zwar natürlich ganz ohne Rücksicht auf den Goldvorrat 
und ein etwaiges Steigen der Deckungsquote, auf die man bisher 
immer ausschließlich achtete, sondern einzig und allein mit Rück 
sicht auf die nachteiligen Folgen der Schaffung künstlicher Kaufkraft, 
die von der Notendeckung ganz unabhängig sind. Das ist lange 
noch nicht energisch genug geschehen, einmal weil man von den 
wirtschaftlicher! Zusammenhängen keine klare Vorstellung hatte, 
und dann, weil man aus dem bisher immer befolgten Schema nicht 
herauskam, wiederum nrangels der richtigen leitenden Gesichts 
punkte. 
Die Notenbank, der nach den bisher geltenderr Prinzipien 
leider auch die Sorge für unsere Währung fast ganz allein obliegt, 
sollte also für die Kriegssinanzierung nröglichst wenig in Anspruch 
genommen werden. Die Schatzwechsel sind daher möglichst direkt 
bei den privaten Banken und bei den großen Kriegslieferanten, 
rnöglichst wenig durch Benützung der Reichsbank zu begeben und 
dann möglichst bald durch Anleihen zu decken. Soweit diese aber 
nicht ausreichen urrd Ersparnisse nicht möglich sind, was aber viel 
schärfer als bisher kontrolliert werden sollte, ist viel energischer, 
als das bisher geschehen ist, dafür zu sorgen, daß die fehlenden 
Beträge durch Steuern aufgebracht werden. Denn es kommt 
alles darauf an, die in der Volkswirtschaft vorhandenen Erträge 
in möglichst großem Amfange heranzuziehen, und es ist gar kein 
Zweifel, daß das trotz aller Opferwilligkeit weiter Bevölkerungs 
kreise auch in Deutschland durch die freiwilligen Anleihen noch lange 
nicht in dem wirklich möglichen Amfange geschieht, wenn auch die 
Erfolge unserer Anleihen höchst erfreulich und denen der anderen 
kriegführenden Staaten, vor allem auch Frankreichs, weit überlegen 
sind. Doch muß man bedenken, daß einerseits viele Einkornmen 
gewaltig gestiegen sind und daß andererseits jetzt 10 Milliarden 
Mark erheblich weniger bedeuten als 1914. Über die Gestaltung 
der Einkommen im Kriege sei hier nur eine einzige Zahl angegeben, 
die viel zu denken geben sollte und mit einem Schlage gewaltige 
Fehler unserer Geld- und Finanzpoliük aufzeigt: Im Etatsjahr 
143
	        
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