130 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen.
jedoch noch an zahlreichen anderen Symptomen aufzeigen. Zunächst
muß diese verschiedene Nachfrage auf dem Kapital- und Geldmarkt,
gleiches Angebot vorausgesetzt, je nach der wirtschaftlichen Lage
eines Landes sich in einer Beeinflussung des für dieses Leihkapital
geforderten Zinsfußes zeigen. Um ein Bild von der Entwicklung
des Zinsfußes im Wandel der Konjunktur zu erhalten, nimmt man
herkömmlicherweise die Entwicklung des Wechseldiskonts zu
Hilfe.
Das Wechseldiskontgeschäft beruht bekanntlich darauf,
daß Darlehen gegen Wechsel in der Weise gegeben werden, daß von
der Wechselsumme ein, dem Zins des geliehenen Kapitals ent
sprechender Abzug bei Ausreichung des Betrages, berechnet bis zum
Verfalltage des Wechsels, gemacht wird. Diesen Abzug bezeichnet
man als Diskont oder als Diskontsatz. Für die Höhe dieses Diskont
satzes ist einmal die Nachfrage nach solchem Leihgeld, d. h. die
Höbe des Wechselumlaufes, dann aber auch das Angebot an solchem
Leihgeld maßgebend. Aus Gründen, die ebenfalls gleich zu be
sprechen sein werden, unterliegt auch dieses Angebot, je nach der
Lage der Konjunktur, erheblichen Schwankungen. Man unterscheidet
dabei, um noch das eine vorauszuschicken, ehe wir die Tatsachen
betrachten, sogenannte Primadiskonten, d. h. solche Wechsel, welche
sich durch die Art ihrer Unterschrift, also durch eine besonders
gute Qualität und Sicherheit auszeichnen. Für diese erstklassige
Gattung von Wechseln wird bei ihrer Diskontierung, entsprechend
der größeren Sicherheit, welche sie durch die Person ihrer Aus
steller bieten, ein etwas geringerer Diskontsatz berechnet, welchen
man als Privatdiskont, auch als Marktrate, bezeichnet. Diesem Privat
diskont steht dann der offizielle Diskontsatz der Notenbank, welcher
für die übrigen Wechsel gilt, gegenüber. Zwischen beiden Diskont
sätzen besteht immer eine kleine Spannung, welche sich nur vorüber
gehend erheblich zu vergrößern pflegt. Da aber trotzdem beide
Arten des Diskonts sich innerhalb dieser Spannung, je nach den
Marktverhältnissen ziemlich gleichmäßig nach unten oder oben be
wegen, so genügt es, wenn man die Entwicklung eines dieser Sätze
verfolgt, um damit auch ein durchaus zureichendes Bild von der
Bewegung des anderen zu erhalten. In der folgenden Tabelle her
trachten wir zunächst einmal die Entwicklung des Diskontsatzes bei
der deutschen Reichsbank.
Mit der ansteigenden Konjunktur am Ende des vorigen Jahr
hunderts zieht der Diskontsatz erheblich an, mit dem Umschwung
in der wirtschaftlichen Lage um die Jahrhundertwende geht er dann
zurück, um dann in den nächsten Jahren während der wirtschaftlichen