Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

2. Die neueren Krisentlieorien. 
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Depression wächst nach der Ansicht Bouniatans die Konsumtion im 
Verhältnis zu der Größe/der Produktion. Gleichzeitig mit dieser Ent 
wicklung gehen Kapitalbeträge der Volkswirtschaft in den Konsum über. 
Damit geht die vorhandene Überkapitalisation zurück, und so entsteht 
die Tendenz, einen Gleichgewichtszustand zwischen der Größe der 
Produktion und dem Bedarf der Gesellschaft herbeizuführen. Diese 
Tendenz zur Überproduktion ist aus den genannten Gründen in der 
gegenwärtigen Wirtschaftsordnung immer vorhanden. „Daher die Un 
stetigkeit des Wirtschaftslebens und der wirtschaftlichen Tätigkeit, 
die bald aufwärts zum Aufschwung und zur Überproduktion, bald 
abwärts zur Depression und zur Brachlegung von Produktivkräften 
strebt. Das inhärente Streben der im Dienste der unumschränkten 
Kapitalisation stehenden Produktivkräfte nach Entfaltung und die 
Notwendigkeit, die Produktivität in Übereinstimmung mit der wenig 
expansiven Konsumtion einzuschränken, erschweren die Erhaltung 
des Gleichgewichts im Wirtschaftsleben und erzeugen seinen perio 
dischen Auf- und Niedergang.“ 
Neben diesen, bisher etwas eingehender dargestellten Theorien 
und Erklärungen stehen noch manche andere, die in interessanter 
und beachtenswerter Weise auf wichtige Zusammenhänge bei dem 
Wandel der Konjunkturen hingewiesen haben. Auf sie soll deshalb 
an dieser Stelle noch kurz eingegangen werden. 
Der Franzose Aftalion macht den Versuch, durch Heranziehung 
der subjektiven Wertlehre, mit Hilfe der Grenznutzentheorie die Mög 
lichkeit einer allgemeinen Überproduktion darzutun, ohne doch damit 
in Widerspruch zu der oben dargelegten Theorie der Absatzwege von 
Say zu geraten. Hatte Say eine solche allgemeine Überproduktion 
doch für unmöglich erklärt! Aftalion meint, daß im Verlauf der 
Hausse mit zunehmender Menge der den Verbrauchern zur Verfügung 
gestellten Waren eine gewisse Sättigung des Bedarfes eintreten muß, 
die zur Folge hat, daß ihr Gebrauchswert, d. h. ihr Grenznutzen eine 
Verminderung erfährt. Ohne daß hierbei das Wertverhältnis dieser 
Waren sich gegenseitig ändert, kann damit ein Sinken der Preise ein 
treten. In dem Maße, in dem bei den einen Waren so der Grenz 
nutzen zurückgeht, wird er bei anderen steigen müssen. Aber infolge 
der langen Dauer des Produktionsprozesses kann dieser so steigende 
Bedarf nicht befriedigt ; werden. In dem Maße nun, in welchem auf 
dieser Grundlage die Preise auf dem Warenmärkte einen bestimmten 
Betrag unterschritten haben, muß eine Überproduktion und damit, 
eine Krise entstehen. 
Hilf erdin g hält in ähnlicher Weise wie Marx und Tugan- 
Baranowsky die Krise für ein Produkt der kapitalistischen Gesell
	        
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