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fabrik mit der Herstellung Von künstlichem Indigo im
Zusammenhänge steht. Als man in Ludwigshafen im
Begriffe war, vom Naphthalin ausgehend, die Erzeugung
von künstlichem Indigo ins Leben zu rufen, fand H. E.
Sapper in der heissen konzentrierten Schwefelsäure das
billigste Mittel, um das Ausgangsprodukt zu Phtalsäure
zu oxydieren.*) Wollte man aber dieses Verfahren
durchführen, so musste man jährlich 40000 Tonnen der
bei der Oxydation entstehenden gasförmigen schwefligen
Säure in konzentrierte Schwefelsäure zurückverwandeln.
Diese Aufgabe löste R. Knietsch, der das schon 1875
von Clemens Winckler vorgeschlagene Verfahren, die
schweflige Säure in Gegenwart von fein verteiltem Platin
mit Sauerstoff zu vereinigen, so weit ausbildete, dass
heute die konzentrierte Schwefelsäure nur nach dem
Kontaktverfahren gewonnen wird. Seitdem hat man
nicht nur die Bleikammern, soweit sie nicht noch für
dünne Säuren verwendet werden, sondern vor allem 1
auch die kostspieligen Gold- und Platinkessel abge-
schafft, in denen früher die Kammersäure konzentriert
wurde, und die das Apparaten-Konto mancher Schwefel
säurefabrik 'mit mehr als einer Million Mark belasteten.**)
Die jährliche Produktion der Kontaktsäure beträgt
gegenwärtig etwa 400 000 Tonnen.
*) Vgl. H. Brunck. Ber. d. d. chem. Oes., 1900, 33, 3. Sonder
heft.
**) Die durch das Kontaktverfahren herbeigeführte Abschaffung
der Platinkessel in den Schwefelsäurefabriken ist von erheblicher
finanzieller Bedeutung, da der Platinpreis seit dem Jahre 1880
fast um das Zehnfache gestiegen ist. Der Kilopreis des Platins
betrug:
1880
650 — M.
1907
3200.—
M.
1885
950.- „
1909
3600.-
11
1895
1400.— „
1910
5200.—
11
1905
2700.— „
1912
6200.—
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