EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA
MARGARETE SUSMANN, VOM SINN DER LIEBE,
br. M 2.50, Hperg. geb. M 3.50
Die Frauenwacht: Der Andere stellt mir gegenüber eine Form des Lebens
dar, die ewig mit mir verbunden ist durch den gleichen Ursprung und doch
ewig von mir getrennt ist durch ihre besondere Art der Vereinzelung, durch
ihr Anderssein. Dieses Anderssein zu ergründen, zu durchdringen ist die
große, heilige Aufgabe der Liebe, „eine Welt des Zufalls muß hinweggeräumt,
muß unter Schmerz und Inbrunst durchdrungen werden“ durch ihre han
delnde Kraft. So schafft der Liebende am „Symbol der Geliebten“, denn
immer, wenn aus einem bloß Lebenden das Geistige herausgelöst werden
soll, entsteht ein Symbol. Dabei entsteht als höchste Forderung der Liebe
zwischen Mensch und Mensch das Gebot: die unverletzliche Freiheit des
anderen zu fühlen, als Recht nicht nur, sondern als Pflicht. Darum ist aber
auch die Liebe tiefstes Leid; Leid am Anderssein und nicht eins werden
können, „denn nie wird Einsamkeit tiefer gefühlt als in der Liebe zu einem
andern Menschen.“ Hier liegen die feinsten und zugleich freiesten Deu
tungen des Buches, weil sie vom tiefst Persönlichen ausgehend, zugleich die
erhabenste Überwindung des in seinen egoistischen Wünschen befangenen
Persönlichen ausdrücken. Hohe Freiheit fordert M. Susman auch angesichts
der über uns durch die Natur verhängten Geschlechtsliebe. „Frei ist nicht, wer
das Dunkle, Verworrene von sich fern hält, es unter sich entgleiten läßt,
frei ist nur, wer in der Hingabe, in der Vernichtung die Fruchtbarkeit des
Lebens selbst erlebt und stärker und höher aus ihr hervorgeht.“ „Gegen
über dem Geschlecht ist nur eineTat der Freiheit möglich; die Verwandlung.“
Doch diese Verwandlung ist für uns unendlich schwer. Nur im Sinne der
Schönheit ist das Problem gelöst worden in der Kunst. Mit diesem Hin
weis auf die hohe Bedeutung der Kunst als Trägerin vorausgeahnter Ent
wicklungsmöglichkeiten der Menschheit schließt dieses Buch vom Sinne der
Liebe, indem es noch einmal, rückwendend, diesen Sinn als ewiges Streben
nach Umwandlung, Höherentwicklung des Einzelnen und der Gesamtheit
andeutet. (Anna Brunnemann,
ELIZABETH BARRETT-BROWNING, SONETTE
NACHDEM PORTUGIESISCHEN. Nachdichtung von
Marie Luise Gothein. 2. Aufl. ca. M 2 (in Vorbereitung)
Preußische Jahrbücher: Die wahrhaft edle Frau, die in diesen Ge
dichten ein Stück ihres Lebens und ihrer Seele verschenkte, gilt heute
für die größte Dichterin Englands. Diese Sonette gehören zu den schön
sten Liebesgedichten, die wir besitzen, und sind doch ganz einzig. Was uns
Goethes geistige Ehe mit Frau von Stein geworden, verdankt England dieser
Verbindung: ein hohes Bild menschlicher Vereinigung, in dem englisches
Wesen sich zu äußerster Schönheit gesteigert fühlt. Die Übertragung ist in
jeder Hinsicht vortrefflich. (Ernst Hardt)